Sprüche, zitate & gedichte

Gedichte und Sprüche zum Thema: wind

Liebe ist kein Solo

Liebe ist kein Solo. Liebe ist ein Duett. Schwindet sie bei einem, verstummt das Lied.

- Adelbert von Chamiso

Tags: Wind

Auf Bergeshöh

Stünd ich mit dir auf Bergeshöh'
In dieser trüben Nacht,
Tief unten Todeseinsamkeit
Und droben Wolkenjagd!

Nur in den Schlünden schwatzte
Der Wind durch die Grabesruh,
Und droben in der wilden Nacht
Alleinzig ich und du! –

Ich wollte dich fest umschlingen
Und küssen aus Herzensgrund,
Und leben und vergehen
Tiefinnig Mund an Mund.

- Theodor Storm

Tags: Mund , Nacht , Wind

Ritzen und Fugen

Eheleute sollten Ritzen und Fugen in ihrer Ehe offen lassen, damit der Wind des Himmels zu ihnen dringen kann.

- kh

Tags: Himmel , Wind , Ehe

Die goldne Hochzeit

Vor manchen, manchen Jahren,
Als ich zuerst Dich sah,
War Deine Locke rabenschwarz,
Braun Deine Wange da.
Jetzt ist die Wange blässer,
Wie Silber glänzt Dein Haar,
Und dennoch bist Du lieber mir,
Ja lieber,
Als mir der Jüngling war.

Des Lebens schroffen Hügel
Erstiegen Hand in Hand
Wir, wie es Wind und Wetter gab,
Hin über Fels und Sand.
Jetzt ist der Abend milder,
Wir stiegen sanft hinab,
Und dort am Fuß erwartet uns
Zusammen
Ein Brautgemach, das Grab.

Wolauf, Ihr Söhn' und Töchter,
Singt unsern Hochgesang
Und streuet Myrten vor uns her
Den kurzen Weg entlang!
Und preiset jede Stunde,
Die uns der Himmel gab!
Je länger und je lieber,
Je lieber,
Umschatt' einst unser Grab!

- Johann Gottfried Herder

Tags: Himmel , Wind , Weg

Die schlimmen Eheleut

Nicht also kürren und schorren die Ratzen,
nicht also schreien und gmauzen die Katzen,
nicht also pfeifen und zischen die Schlangen,
nicht also rauschen und prasseln die Flammen,
nicht also scheppern und kleppern die Rötschen,
nicht also plurren und schnurren die Prötschen,
nicht also wüten und heulen die Hund,
nicht also brüllet der Löwen ihr Schlund,
nicht also hauset und brauset das Meer,
nicht also stürmet ein kriegrisches Heer,
Nicht also reißet und tobet der Wind,
nicht also jammert ein schreiendes Kind:
wie zwei wankende, zankende, reißende, beißende,
weinende, greinende, mockende, bockende,
trutzige, schmutzige
Eheleut.

- Abraham a Santa Clara

Tags: Kind , Meer , Wind

Die Liebe

Laß mein Lied zu dir sich heben,
Königinn vom Erdenrund,
Der die Herzen wonnig beben,
Liebe, Quelle aller Leben,
Schöpferhauch aus Gottesmund!
Du erzeugtest, was bestehet,
Du bevölkerst die Natur;
Wo dein sanfter Odem wehet,
Zeugt sich junges Daseyns Spur.

Deinem Wink gehorchend, kreiset
Um die Sonne der Planet;
Deinem Zuge folgsam, reiset
Luna um die Erde, weiset
Nach dem Pole der Magnet.
Kräfte die sich feindlich sträuben
Bringt dein Wink zur Harmonie;
Ja, wir säh'n das All zerstäuben,
Hielt es nicht die Sympathie.

Auf der Erd', in Meer und Lüften,
Ueb'rall schufst du Weib und Mann;
Leben rufst du aus den Grüften;
Liebend in der Tiefe Klüften
Ziehn sich die Metalle an.
Du regierst in jeder Zone
Bist die Kette, die die Welt
An des Schöpfers Strahlenthrone
Ewiglich befestigt hält.

Mit dem Lenze steigst du nieder
Auf die schlummernde Natur;
Neubelebt erwacht sie wieder,
Feyernd schallen Jubellieder
Aus dem Haine, von der Flur.
Ihre Himmelstöne singet
Philomele nur für dich;
Neu befiedert, froh verjünget
Lieben alle Thiere sich.

Daß es auch dem Wurm gelinge,
Deiner Wonne sich zu freun,
Spinnt er sich zum Schmetterlinge,
Prangt mit goldbesäumter Schwinge,
Liebt und schließt sein kurzes Seyn.
Um zu lieben streift die Pflanze
Ihre Knospenhülsen ab,
Schmückt sich mit dem Blüthenkranze
Liebt – und welket in ihr Grab.

Alles naht im Feyerkleide
Deinem goldnen Hochaltar;
In der Schönheit Festgeschmeide
Bringen Jugend, Kraft und Freude
Jüngling' dir und Mädchen dar.
Bis nicht jeder Keim entfaltet,
Bis nicht jegliches Organ
Zur Vollkommenheit gestaltet,
Nimmst du ihren Dienst nicht an.

Doch, wenn schlanken Tannen ähnlich
Jeder Reiz den Körper schmückt,
Wenn die Jungfrau hold und sehnlich,
Und der Jüngling kühn und männlich
Aus dem Feuerauge blickt;
Wenn vom süßen Kindheitstraume
Aufgewacht, der Geist sich hebt,
Und nach einem größern Raume
Die erregte Denkkraft strebt;

Wenn der Blick erhöht, erheitert
Frey die Schöpfung übersieht,
Die Vernunft sich hellt und läutert
Und das warme Herz, erweitert,
Neuem Hochgefühle glüht;
Zarte Schaam des Mädchens Wangen
Mit des Lotos Farben mahlt,
Und ein unbekannt Verlangen
Ihr im vollen Busen wallt.

Wenn dich niegefühlte Leere,
Feuervoller Jüngling, plagt,
Und umsonst der Sporn der Ehre
Ins Getümmel wilder Heere
Dich nach blut'gem Lorbeer jagt;
Nicht durch ihre Schmeicheltöne
Fama deine Sehnsucht stillt,
Unwillkürlich manche Thräne
Von der blassen Wange quillt;

O dann wandelst du – erfreue
Dich, Beglückter! schon die Bahn
Zu dem Tempel, wo die Weihe
Deiner harret, und bald neue
Freuden, tanzend, dich umfah'n!
Horch, was säuselt dir entgegen
Aus dem nahen Rosenstrauch?
Eine Jungfrau! hold verlegen
Blickt sie nieder, und du auch.

Aber feuriger bald heben,
Suchend, eure Blicke sich;
Du gewahrst ihr leises Beben,
Und ein neugeschaffnes Leben
Strömt mit Sonnenglut durch dich.
Auch zu ihrem Herzen fließet
All ihr Blut so schnell und warm;
Länger hältst du's nicht! Es schließet
Sie an dich dein kühner Arm!

Wohin schwand es so geschwinde,
Was euch erst so ängstlich drückt?
Von den Augen fällt die Binde
Und ihr staunet, wie der Blinde,
Der das erste Licht erblickt.
Liebe! Ihre hochentzückten
Herzen, preisen deinen Ruhm,
Und du führst nun die Beglückten
In dein stilles Heiligthum.

- Therese Artner

Tags: Stille , Tanz , Traum , Wind

Auf H. Godofredi Eichorns und Rosine Stoltzin Hochzeit

XXV.

Ob gleich der weiße Schnee itzt Thal und Berge decket,
Und manch geschwinder Fluss in einen Harnisch fährt,
In dem er sich des Zorns der grimmen Kält’ erwehrt,
Vor welcher jeder Baum bis in den Tod erschrecket;

Ob gleich der bleiche Frost die scharfe Sens ausstrecket.
Und alle Blumen raubt, die Chloris hat begehrt,
Hat doch der Liebe Glut, euch süßer Zeit beschert,
Als woll die Sonne selbst und Hitz und Lust erwecket,

Sie hat, Herr Gottfrid euch die schöne Rose bracht,
Bei der ihr Frühling habt, und aller Winter lacht,
Wohl euch, und mehr denn wohl! was mögt ihr noch erdenken?

Wohl euch und mehr denn wohl! wenn diese raue Zeit
So schöne Blumen gibt und solche Lust bereit
Was wird euch nicht der Herbst für süße Früchte schenken?

- Andreas Gryphius

Tags: Wind

Ueber eine Hochzeit

Ein Kenner, dessen Einsicht ich mehr als der meinigen zutraue, hat mich bewogen, dieses verworfene Gedicht wieder hervorzusuchen. Andere erfahrene Richter hatten es zur Vergessenheit verurtheilt, und in eignen Dingen traut man billig einem fremden Geschmack mehr als dem seinigen. Die vornehmen Personen, die darin besungen werden, hatten allerdings in Ansehung der beiderseitigen Geburt und Verwandtschaft viele Vorzüge, und die scharfsinnige Klugheit des Bräutigams ist nachwärts in den Unglücksfällen, aus welchen ihn sein Verstand emporgehoben hat, in seinem Vaterlande jedermann bekannt worden.

Entweicht! ihr unberufnen Dichter,
Singt auf den Bänken Bauren vor!
Ist vor euch Lärmer dann kein Richter?
Sorgt niemand für ein kennend Ohr?
Die Gasse schnarrt von feilen Leiern,
Ganz Teutschland quillt mit nüchtren Schreiern,
Auch Frösche sind nicht so gemein.
Ihr Unterkäufler falscher Ehre,
Eh ich mich von euch rühmen höre,
Eh wollt ich noch gescholten sein!

Zwar Dichter sind sonst nicht zu höhnen,
Die Reime leiden auch Verstand,
Sie dienen Tugenden zu krönen,
Kein Witz ist besser angewandt:
Doch wann, noch matt vom Bücher-Schranke,
Nur ein erhascheter Gedanke
Durch die geflickten Reime hinkt,
Da wird sich billig jeder schämen,
Ein unächt Rauchwerk anzunehmen,
Wovon der beste Name stinkt.

Wie glücklich waren jene Zeiten,
Da Ruhm und Tugend stund im Bund!
Die Helden wurden groß im streiten,
Noch größer in der Dichter Mund.
Auf starker Geister Adler-Schwingen
Hub sich der Ruhm, den Thaten bringen,
Nach der verdienten Ewigkeit:
Viel fester als auf Marmor-Säulen
Trotzt, auf Homers geweihten Zeilen,
Achilles der Vergessenheit.

Vertrautes Paar! dem heut zur Liebe
Des Hymens holde Fackel brennt,
O daß für euch ein Dichter bliebe
Von jenen, die Apollo kennt!
Wär Thebens Sänger noch auf Erde,
Der oft den Ruhm geschwinder Pferde
Mit schlechtem Recht verewigt hat;
Die letzte Nachwelt würde lesen,
Daß ihr der euren Zier gewesen
Und die Verwundrung eurer Stadt.

Zwar sind die Dichter euch missgönnet,
So ists der wahre Nachruhm nicht:
Die Ehrfurcht jedes, der euch kennet,
Ist doch das beste Lob-Gedicht.
Ein armer Dichter zahlt mit Ruhme,
Der Tugend Sold und Eigenthume,
Den Zins von eignen Schulden ab.
Das Lob, das feile Lieder geben,
Hat niemals ein beredend Leben,
Wie das, das euer Volk euch gab.

Doch meine Freundschaft wird zur Plage,
Genuß und Wonne sind euch nah,
Lebt lang und wohl, der Himmel sage
Zu meinem Wunsch sein würkend Ja!
Ihr aber eilt, vertraute beide,
Zu der entzückten Art der Freude,
Die nur vergnügte Liebe giebt.
In eures Stammes edlen Gaben
Wird einst die Welt ein Abbild haben
Von dem, was wir in euch geliebt!

- Albrecht von Haller

Tags: Sinn , Welt , Wesen , Wind

Hochzeit

Denkt euch, hei, mit flotten Schimmeln,
Hinten zwei betreßten Lümmeln,
Auf dem Bock ein feister Mohr,
Fuhr ein guter König vor.
Neben ihm ein süßes Weibchen,
Perlchen und Gestein am Leibchen;
Mitten auf dem Busen saß
Rötlich, eigroß, ein Topas,
Der von der Rubinen Schar
Mattblau übergossen war.
Und auf roten Sammetbäckchen
Kleine runde Schönheitsfleckchen.
Krönchen in den blonden Locken
Wippt ganz leise und erschrocken,
Grad' als wollt' es hier nicht stören,
Wo nur Rosen hingehören.

Und so kommt das mit Gesause,
Himmel - hält vor meinem Hause!
Und der Neger - Chapeau bas -
Reißt den Schlag schon auf - Na, na,
Will's zu mir? Es ist zum Schreien!
Pfeilschnell eilen die Lakaien
Über'n Damm mit weh'nden Schößen -
Dröhnend unter ihren Stößen
Und mit mächtigem Geschnauf
Fährt mein altes Hoftor auf.

Und die Nachbarn, Männer, Frau'n
Drängeln sich am Gartenzaun,
Staunen König, Mohr und Gaul
An mit aufgerissnem Maul;
Und in dieses Prunks Betrachtung
Steig' ich sehr in ihrer Achtung.
"Deubel", Kunz, der Maurer, flucht,
"Wenn ein König ihn besucht,
Ist am Ende an dem Mann,
Recht besehen, doch was dran!"

Meine Köchin, die Kathrine,
Glotzt mit ganz verdutzter Miene,
Als ob sie in nächster Näh'
Eine Kuh mit Flügeln säh'.
Plötzlich aber treu und bieder
Kennt sie ihre Pflichten wieder.
Und den König auf der Schwelle
Hält sie auf mit Blitzesschnelle;
Und sie ruft - die Diener stutzen -
"Bitte, Schuhe abzuputzen!"

Ich - ich weiß nicht, wie's gekommen,
Und wo ich den Mut genommen,
Daß ich's in der Ordnung finde,
Wenn mit einem holden Kinde
Eines Königs Majestät
Schnaufend meine Treppe geht.
Und ich stell' mich also nur
Selbstbewußt in Positur.
Und der König reicht zum Kusse
Mir die Hand. Bei dem Genusse
Denk' ich, ob das Töchterlein
Möchte auch so gnädig sein?
Doch der König winkt. Der Mohr
Schiebt ihm einen Sessel vor.
Meinen Schreibtischsessel hol' ich
Für das Fräulein, das sich wohlig,
Wie von Müdigkeit besiegt,
In die weichen Kissen schmiegt.
Minchen, Trinchen und Mathilde,
Die ihr eurer Kunst Gebilde
Einst zur Weihnacht mir beschert,
Ahnt ihr wohl, wer sie beschwert?

Und der König spricht: "Die kleine
Königliche Hoheit, meine
Vielgeliebte Tochter liest,
Was Euch aus der Feder fließt.
Eurer Lieder Goldschnittbände
Kamen auch in ihre Hände.
Zweie hab' ich selbst besorgt
Und den dritten ausgeborgt;
Denn das ew'ge Bücherkaufen
Geld braucht's, um davon zu laufen!
Die Prinzessin von Kastilien
Liest seit lange in Familien
Jedem will'gen Lauscherohr
Eure kecke Lyrik vor.
Die Prinzessin Santa Cruz
(Sie war nie was Rechtes nutz)
Kauft, wie ich verläßlich hör',
Eure Locken vom Friseur.
Was soll nun mein Töchterlein
Heut' so viel vernünftiger sein?
Jene färben schon die Haare,
Sie ward gestern siebzehn Jahre,
Und da möcht's zur Liebe Zeit sein;
Kurz - sie will von Euch gefreit sein!"

Eh' ich noch das Wort begriffen,
Hat der feiste Mohr gepfiffen,
Und ein Knab' und noch ein Knabe
Kommt mit holder Morgengabe:
Perlen, Spenzer für das Rümpfchen,
Ohrgehäng' und seid'ne Strümpfchen,
Gold'ne Schalen, seid'ne Bänder
Und in einem Moraständer,
Lächelnd königlich und mild,
Meines Schwiegervaters Bild.
Fächer aus dem Schwanz der Pfauen,
Stickereien ind'scher Frauen,
Diamantbesetzte Kettchen
Und zuletzt - ein Himmelbettchen,
Schwellend wie das Paradies
Und mit Daunen aus Paris.

Und mein Herz, das freut sich kindlich;
Bloß der Kopf ist etwas schwindlig.
Und ich stammle: "Majestät,
Ob das ohne Priester geht?
Zwar ich selbst bin nicht so frumm,
Aber später geht das dumm;
Heute ist der Pfaff' bereit,
Morgen macht er Schwierigkeit."

Zum Prinzeßchen sieht der König;
Und sie lächelt erst ein wenig,
Darauf sagt sie leis und tonlos:
"Mein Papa ist konfessionlos."
Und der Mohr meint ziemlich roh:
"Laß det man. Et jeht auch so!"

Lieblich setzen die Schalmei'n
Jetzt zu frohem Brautmarsch ein.
Und der gute König flennt:
"'s ist halt immer ein Moment,
Wenn das Kind man, das man liebt,
Einem in die Arme gibt,
Der uns Alte setzet matt,
Weil er Lied und Jugend hat."

Zwölf schlägt leis' mein Schreibtischührchen,
Als der König uns zum Türchen
Unsrer Kammer führt und lang
Küßt dem Mägdlein Mund und Wang'.
"Kleine, hab' ich's gut gemacht?"
Und Prinzeßchen weint und lacht,
Reißt sich los und läuft hinein,
Wo in Kästen schon und Schrein
Blondgelockte, flinke Knaben
Unsern Schatz geschichtet haben:
Perlen, Spenzer für das Rümpfchen,
Ohrgehäng' und seid'ne Strümpfchen,
Fächer aus dem Schwanz der Pfauen,
Stickereien ind'scher Frauen,
Diamantbesetzte Kettchen -
Und im Winkel steht das Bettchen.

Draußen mit vier flotten Schimmeln,
Hinten zwei betreßten Lümmeln,
Auf dem Bock ein Mohrensohn,
Fährt der König allein davon.
Seines Reiches Kleinod und Glück
Blieb an meinem Hals zurück,
Wischt vom Aug ein Abschiedstränchen,
Nestelt aus dem Haar ihr Krönchen,
Sieht vom Bett mir schelmisch zu:
"Lieber, gelt wir sagen ,du'?"
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Meine Köchin, die Kathrine,
Stand am Bett mit finstrer Miene,
Hat mich durch das Wort erschreckt:
"Dreimal hab' ich schon geweckt!
Draußen lacht die Sonne froh -
Geh'n Sie heut' nicht aufs Bureau?"

- Rudolf Presber

Tags: Vaters , Wert , Wiege , Wind

Das Kind

Duftende Blüthen aus freundlicher Höh'
säuseln hernieder wie glänzender Schnee;
sieh, wie die Schwalbe mit silberner Brust
fliegt an dem Teiche voll spielender Lust!

Schon sind am Wege die Büsche belaubt,
Vögelchen singen, es summt mir ums Haupt
freundlich der Käfer, und dort durch das Grün
rauschte die bunte Libelle dahin.

Welche Gerüche! woher? O, gewiß
find' ich Violen; sie düften so süß!
Sieh, wie sie blühen! Geschwind, o! geschwind
Kränze, bekränze das fröhliche Kind!

- Sophie Mereau Brentano

Tags: Freund , Wind

Die Zeit schwindet dahin,
und wir altern durch unmerkliche Jahre,
und die Tage fliehen,
da keine Zügel ihnen Einhalt gebieten.

- Ovid

Tags: Wind

Vorübergehende Ereignisse

Seine Gedanken an vorübergehende Ereignisse heften, heißt, in den Sand schreiben, in die Wogen zeichnen und auf Windesflügel bauen.

- Joseph Joubert

Tags: Flügel , Gedanke , Wind

Das alte Fass ist ausgetrunken

Das alte Fass ist ausgetrunken, der Himmel steckt ein neues an.
Wie mancher ist vom Stuhl gesunken, der nun nicht mit uns trinken kann.
Doch ihr, die ihr wie wir beim alten mit so viel Ehren ausgehalten, geschwind die alten Gläser her und setzt euch zu den neuen her!

- Georg Christoph Lichtenberg

Tags: Wind

Kein Wind

Kein Wind ist dem günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will.

- Michel de Montaigne

Tags: Wind

Kein Ziel

Unsere Pläne schlugen fehl, weil wir kein Ziel hatten. Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man anlaufen will, dann ist kein Wind der Richtige.

- Seneca

Tags: Wind

Fest und stark

Fest und stark ist nur der Baum, der unablässig Winden ausgesetzt war, denn im Kampf festigen und verstärken sich seine Wurzeln

- Seneca

Tags: Baum , Kampf , Wind

Einer Freundin zum Geburtstag

Wie schnell ist doch die Zeit verflogen!
Gar manches Jahr schon ging dahin,
Seit Du zuerst hier eingezogen,
Ein frohes Kind mit leichtem Sinn.
Seit mir zuerst aus Deinem Munde
In`s Ohr ein freundlich Wörtchen klang,
Und mir in jener ersten Stunde
Dein lieber Blick das Herz bezwang.

O warum musste sie enteilen,
Die gold`ne Kinderfröhlichkeit!
O warum konnte sie nicht weilen,
Die sonnig helle Jugendzeit.
Da gab das Glück Dir seinen Segen,
Da war kein Schmerz Dir noch genaht,
Die Freude ging auf Deinen Wegen,
Und Rosen schmückten Deinen Pfad.

Jetzt ist schon manche Ros`erblichen,
Die einst so frisch am Weg geblüht,
In`s Herz ist manches Weh geschlichen,
Und manches Leid drückt Dein Gemüt.
Du wurdest ernster mit den Jahren
Du lerntest kennen auch den Schmerz,
Und mancherlei, was Du erfahren,
Bedrückt und quält Dein armes Herz.

Doch willst Du deshalb gleich verzagen?
O sieh, die Welt ist doch schön!
So weit der Erde Vesten ragen,
So weit des Himmels Wolken geh´n,
Ist überall das Glück zu finden,
Ist überall das Glück daheim,
Und droht das Glück auch hier zu schwinden,
Da ist zum neuen Jahr der Keim!

So lass Dir denn den Glückwunsch bringen
Zu dieses Tages schönem Fest!
Mag Sonnenschein Dein Herz durchdringen
Und Freude, die Dich nie verlässt.
Mag endlich nach so langen Zähren,
Die heimlich Dir entlockt der Schmerz,
Mag endlich denn auch wiederkehren
Ein ruh`ges Glück in`s müde Herz.

Und fragst Du, wie dies Glück erhalten?
Zeig` stets ein fröhlich Angesicht,
Verscheuche schnell des Kummers Falten,
Es liebt die düstern Stirnen nicht.
Und lass sie nimmer von Dir treiben,
Die Liebe, die Dein Herz bewegt:
Da mag das Glück am liebsten bleiben,
Wo still ein Herz in Liebe schlägt.

- Christoph von Mickwitz

Tags: Stern , Wind , Wunsch , Zeit

Am Geburtstag

Neben mir plaudert’s im glitzernden Quell
Aus Sonnentagen der Kindheit hell,
Während von fern herüberklingt,
Was eine Drossel zum Neste singt.
Mit dem feinsten Summen ziehn
Tausend Lebensmelodien
Überall aus den Gräsern hervor,
Zu den Wipfeln hebt sie der Wind empor
Fromm dann wallen sie einher
Mit den heiligen Hymnen vom fernen Meer,
Die über die Weiten der Waldeshöhn
Droben in singenden Wogen gehen.
Und wie meine Seele spinnt:
Deine Stimme im Kleinsten rinnt,
Und wie meine Seele lauscht:
Deine Stimme im Gröbsten rauscht –
Alles ist gut, Alles ist Ruh,
Denn die ganze Welt bist du.

- Ferdinand Avenarius

Tags: Meer , Seele , Wind

Gott schuf das Meer

Gott schuf das Meer, wir das Schiff. Gott schuf den Wind, wir die Segel. Gott schuf die Windstille, wir die Ruder.

- Sprichwort aus Afrika

Tags: Gott , Meer , Wind

Geburt

Vor unsrer Geburt, in der grünen Südsee platzte die Erde und das Wasser,
Tausend Menschen saßen wie Schnecken auf großen Blättern in Hütten und versanken keuchend.
Vor Marseille fielen die roten Schiffe um, das Meer schlug vom Mond herab.
Die Dampfer schnurrten in den Abgrund, lächerliche Insekten.
Als wir geboren wurden, zog Feuer durch die Luft.
Die Schwärme des Feuers flogen um die Erde.
Wehe, wer nicht sehen wollte!
Tausend Menschen, stillhockende Schnecken, waren zu Staub zerplatzt.
Die Tage erblichen für die glühenden Abende.
Die Nächte schwangen rote Palmblattflammen über Berlin,
Die Abende waren gelbe Tiere über der Friedrichstraße.
Berlin, aus spitzen Plätzen, grauen Nebenstraßen, quoll das Blau der Vulkane.
Die Frauen waren alle allein, die Männer reckten sich auf,
Die Schenkel liefen durch Berlin, heiße Haarberge bogen hoch.
Die Sonne ging immer unter. Die Abendstrahlen, heiß, quollen aus den Männern.
Die Häuser waren kalkig und bleich. Durch dunkle Zimmer wankte die Stadt, die Blinde.

Wir wurden geboren, Strahlenlicht kreiste abends über unseren Mündern,
Grüne Südsafthügel hingen vom Mond über uns;
Wir rissen unsere Augen von unserem Blut auf.
Der Himmel flog über alle Straßen der Stadt.
In der Vorstraße aus Zaun und Stein wartete die grauhaarige Mauerdirne auf die Soldaten.
Wir wußten, daß es andere Länder gibt.
In möblierten Zimmern sannen russische Stirnen über Bombenattentaten.
In den Varietés wurden die fünf englischen Puppenmädchen geliebt.
Die Menschen sitzen in schwarzen Röcken, essen und werden alt.
Am grünen Kanalufer schleppt man Leichen auf den Asphalt.
Die hohlen Häuserwände waren lose und grau.
Kamerad, Sie liefen die Straße auf und nieder, Sie waren blaß vor dem heiligen Panoptikumsbau.

Aus dem müßigen Durchhaus der ganz Erwachsenen schoben frisch geschminkt weiße Weiber mit dicken Bäuchen.
Reisende in alten Bärten bebten betäubt vor Büchern und verklebten Photographien.
Drüben: starre Inseln in Sonne, Bäume auf gelbem Kies, Bänke, selige Hotels.
Unter den Linden gingen die verschleierten Ausländerinnen mit den frierenden kleinen Hunden.
Kamerad, Sie liefen bleich tauchend bis zum Durchhaus, weihevoll.
Die Friedrichstraße fiel zu Boden. Abendherzen im Strahl schwebten auf Nebengassen.

Die Luft stand mit Sternen in Ihnen, der Tag war noch hell.
Die Menschen waren dick und rauchten Zigarren.
Niemand sah Sie an.
Die Stadt schwebte, es war still im Abendbrand, die Häuser zerfielen unten.
Die Menschen gingen schwer.
Kamerad, Sie waren allein. Niemand hatte das Licht gesehen.
Um die Erde sprühte der südliche Schweiß des Vulkans.
Niemand sah. Berlin schmatzte rollend.

Es war nicht mehr Licht durch buntes Abendglas,
Nicht mehr Fackel wogen hinter Spielpapier:
Flammenschirme vom Himmel bogen um unseren Kopf.
Die Luft schmolz im langen Lichtwind übers Feld,
Drunten lag der harte Sand rötlich wie getretener Mob.
Wir heulten ins Grüne übers Tempelhofer Feld.
Vor schwarzen Fensterschwärmen der schweißigen Hinterhauswände
Stießen wir unsere Flugdrachen hoch in die Windfarben und sogen den Glanz.
Berlin, Ihr dachtet an Geld.

O Kleinstädte der Welt, über Euch tropften die Farben alle Abend, ehe Silber und Blau kam.
Kamerad, Ihr Jungenhaar zackte schwarze drohende Felsen über den gepfeilten Brauen.
Sie haßten den blassen Schimmel der schlaffen Hausdächer.
Wir kannten uns nicht.

Ich rannte gefräßig umher, blond unter Papierlaternen zum Lärmplatz. Gläserne Lichterkränze. Greise Zauberclowns schrien in goldene Papp-Trompeten.
Ich nahm meine dunkle Schwester, zarte Knöchel, in die feuchte Ringkämpferbude.

Damals liebte ich sie so.
O wären wir ausgerückt!
Wir saßen in verdorrten Halbgärten. Soldaten tranken aus Bierseideln.
Wir sahen durch grüne Stuhllehnen auf hölzerne Karussells.
Vor alten Frauen in Würfelzelten zerfransten sich gegossene Glasvasen.
Wir griffen unsere Hand zum letztenmal. Wir warteten.
O vielleicht stand das feurige Licht gleich an unserer Haut: uns allen!

O wir wußten alles. Die grüne Farbe glänzte am Wirtshausstaket
(Einmal gab es wohl Zeiten, da grünten die Frühlinge so fett).
Es war alles für uns und für die anderen gemacht,
Aber früher waren die Tage dumpf und grau, und dies galt als Pracht.
Wir sahen uns an, hinter ihren Augen braun und im vierzehnten Jahr
Schwamm Hingabe, wie Blutstropfen rollte ihr Lächeln zum Hals, weil das neue Licht um uns war.

Die Buden kreischten, eine Tombola knarrt, rote Dienstmädchen träumen selig und taub,
Wir wußten, so war früher ein Fest, bald stehn hier Häuser in steinernem Staub.
Warum sieht niemand das Licht? Um uns ist das Licht. Die Erde stößt leuchtende Brunnen empor,
Glutlöcher im Himmel, brennende Riesenschornsteine von Glas, Lichtsturzstufen herab wie eines Wasserfalls strahlendes Rohr.
Wie Pilze klein verwittern grünliche Buden um Limonadenlicht und lärmfarbenes Früchte-Eis.

Wir beide waren sprießende Wälder, wimmelnde Erdteile in Himmel und Licht, um unsere Glieder floß das helle Meer. Wir waren uns fremd. Wir wirbelten tief durch blaue Lichtkugeln im Kreis.
O neue Zeit! Zukunft! Preiselbeerrote Feierlichkeit! O Preis!

- Ludwig Rubiner

Tags: Mensch , Reise , Schleier , Wind

Für mein Kind

I.

Für dich, mein Kind, um deinetwillen
Wach‘ ich oft spät bis in die Nacht,
Möcht‘ jeden deiner Wünsche stillen,
Nur sehen, wie dein Auge lacht.
Und sind mir müde auch die Füße
Und war mein Tagwerk noch so schwer,
Seh‘ ich im Geiste dich, du Süße,
Dann fühl‘ ich keine Schmerzen mehr!

Gottlob! dass ich doch Eines habe,
Das mit mir teilt einst Freud‘ und Leid,
Gedeihe schnell, dass ich mich labe
An deiner Jugend Rosenzeit.
Wie will ich hüten dich und pflegen,
Du zartes Herz, vor Frost und Wind,
Geduldig jede Trübsal segnen:
Bleibst du nur stets mein gutes Kind.

Liegt auch mein Glück in tausend Trümmern,
Scheint deine Sonn‘ nur hell und klar,
Vergessen sei’s, dass weißes Schimmern
Zu früh gefallen auf mein Haar. –
Du, reich an Geist und Herzensgüte,
Du, sanft und keusch wie Maienwind,
So blühe auf, du Menschenblüte:
Ich bete nur für dich, mein Kind!

II.

Auf schneeigem Kissen in enger Truh‘
Schläfst nun für immer, mein Liebling, du,
Süße, herzige Kleine!
Geschlossen du friedlich, ich fasse es kaum.
Seh‘ dich nur an und weine.
Puppe und Büchlein bringt herbei,
Liebte doch über alles die Zwei
Meine herzige Kleine;
Nun noch ein Kuss, dann senkt sie hinab,
Tiefer und tiefer ins dunkle Grab –
Trostlos daneben ich weine.

- Johanna Ambrosius

Tags: Schnee , Stille , Wind , Zeit

Es treibt der Wind im Winterwalde

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

- Rainer Maria Rilke

Tags: Nacht , Wind , Winter

Verschneit liegt rings die ganze Welt

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab nichts, was mich freuet,
Verlassen steht ein Baum im Feld,
Hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht
und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seine Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.

Er träumt von künftger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.

- Joseph von Eichendorff

Tags: Gott , Traum , Wind

Von der Auferstehung Christi

Von der Auferstehung Christi her kann ein neuer,
reinigender Wind in die gegenwärtige Welt wehen

- Dietrich Bonhoeffer

Tags: Welt , Wind