Sprüche, zitate & gedichte

Gedichte und Sprüche zum Thema: stille

Wie junger Wein

Die Liebe, wenn sie neu,
braust wie ein junger Wein:
Je mehr sie alt und klar,
je stiller wird sie sein.

- Angelus Silesius

Tags: Liebe , Stille , Wein

Die Liebe

Laß mein Lied zu dir sich heben,
Königinn vom Erdenrund,
Der die Herzen wonnig beben,
Liebe, Quelle aller Leben,
Schöpferhauch aus Gottesmund!
Du erzeugtest, was bestehet,
Du bevölkerst die Natur;
Wo dein sanfter Odem wehet,
Zeugt sich junges Daseyns Spur.

Deinem Wink gehorchend, kreiset
Um die Sonne der Planet;
Deinem Zuge folgsam, reiset
Luna um die Erde, weiset
Nach dem Pole der Magnet.
Kräfte die sich feindlich sträuben
Bringt dein Wink zur Harmonie;
Ja, wir säh'n das All zerstäuben,
Hielt es nicht die Sympathie.

Auf der Erd', in Meer und Lüften,
Ueb'rall schufst du Weib und Mann;
Leben rufst du aus den Grüften;
Liebend in der Tiefe Klüften
Ziehn sich die Metalle an.
Du regierst in jeder Zone
Bist die Kette, die die Welt
An des Schöpfers Strahlenthrone
Ewiglich befestigt hält.

Mit dem Lenze steigst du nieder
Auf die schlummernde Natur;
Neubelebt erwacht sie wieder,
Feyernd schallen Jubellieder
Aus dem Haine, von der Flur.
Ihre Himmelstöne singet
Philomele nur für dich;
Neu befiedert, froh verjünget
Lieben alle Thiere sich.

Daß es auch dem Wurm gelinge,
Deiner Wonne sich zu freun,
Spinnt er sich zum Schmetterlinge,
Prangt mit goldbesäumter Schwinge,
Liebt und schließt sein kurzes Seyn.
Um zu lieben streift die Pflanze
Ihre Knospenhülsen ab,
Schmückt sich mit dem Blüthenkranze
Liebt – und welket in ihr Grab.

Alles naht im Feyerkleide
Deinem goldnen Hochaltar;
In der Schönheit Festgeschmeide
Bringen Jugend, Kraft und Freude
Jüngling' dir und Mädchen dar.
Bis nicht jeder Keim entfaltet,
Bis nicht jegliches Organ
Zur Vollkommenheit gestaltet,
Nimmst du ihren Dienst nicht an.

Doch, wenn schlanken Tannen ähnlich
Jeder Reiz den Körper schmückt,
Wenn die Jungfrau hold und sehnlich,
Und der Jüngling kühn und männlich
Aus dem Feuerauge blickt;
Wenn vom süßen Kindheitstraume
Aufgewacht, der Geist sich hebt,
Und nach einem größern Raume
Die erregte Denkkraft strebt;

Wenn der Blick erhöht, erheitert
Frey die Schöpfung übersieht,
Die Vernunft sich hellt und läutert
Und das warme Herz, erweitert,
Neuem Hochgefühle glüht;
Zarte Schaam des Mädchens Wangen
Mit des Lotos Farben mahlt,
Und ein unbekannt Verlangen
Ihr im vollen Busen wallt.

Wenn dich niegefühlte Leere,
Feuervoller Jüngling, plagt,
Und umsonst der Sporn der Ehre
Ins Getümmel wilder Heere
Dich nach blut'gem Lorbeer jagt;
Nicht durch ihre Schmeicheltöne
Fama deine Sehnsucht stillt,
Unwillkürlich manche Thräne
Von der blassen Wange quillt;

O dann wandelst du – erfreue
Dich, Beglückter! schon die Bahn
Zu dem Tempel, wo die Weihe
Deiner harret, und bald neue
Freuden, tanzend, dich umfah'n!
Horch, was säuselt dir entgegen
Aus dem nahen Rosenstrauch?
Eine Jungfrau! hold verlegen
Blickt sie nieder, und du auch.

Aber feuriger bald heben,
Suchend, eure Blicke sich;
Du gewahrst ihr leises Beben,
Und ein neugeschaffnes Leben
Strömt mit Sonnenglut durch dich.
Auch zu ihrem Herzen fließet
All ihr Blut so schnell und warm;
Länger hältst du's nicht! Es schließet
Sie an dich dein kühner Arm!

Wohin schwand es so geschwinde,
Was euch erst so ängstlich drückt?
Von den Augen fällt die Binde
Und ihr staunet, wie der Blinde,
Der das erste Licht erblickt.
Liebe! Ihre hochentzückten
Herzen, preisen deinen Ruhm,
Und du führst nun die Beglückten
In dein stilles Heiligthum.

- Therese Artner

Tags: Stille , Tanz , Traum , Wind

Mitten im Alltagsmühn

Ich fühle mich oft mitten im Alltagsmühn
Wenn mein Wesen dürstet:
Alltagsabend und Sonntagsfrühn
Hat mich dennoch gefürstet.

Ich weiß oft mitten im Alltagsgrau:
Ich darf mit meinem Beschwören
Deine Stille nicht stören.

Du bist so leise, liebe Frau.
Du wirst mein Schweigen hören.

- Rainer Maria Rilke

Tags: Frau , Stille , Wesen

Unsre Seelen

... Oft sehn sich unsre Seelen tagelang nicht.
Und meine, dürstend, deine zu entdecken,
will ihre Arme aus dem Alltag strecken,
schaut hinter deines Lachens Rosenhecken
und lugt und lauscht und findet ihren Klang nicht.

--

Aber ich ahne an Abendrainen
werden wir unsere Seelen uns zeigen.
Und aus der meinen und aus der deinen
werden Gestalten der Stille steigen,
die sich leise entgegenweinen ...

- Rainer Maria Rilke

Tags: Seele , Stille , Lachen

Als ich dich durfte herzen

Als ich dich durfte herzen
die erste Nacht,
da hast du aus all meinen Schmerzen
eine Stille gemacht.

Doch leise, im steten Erschüttern
dass ich dein bin,
geht über die Stille ein Zittern
wie über ein Wasser hin.

- Rudolf G. Binding

Tags: Nacht , Schmerz , Stille

Stille Einkehr

Es gibt für den Menschen keine geräuschlosere und ungestörtere Zufluchtsstätte als seine eigenen Seele.
Halte recht oft solche stille Einkehr und erneuere so dich selbst.

- Mark Aurel

Tags: Seele , Stille

Die Alten und die Jungen

»Unverständlich sind uns die Jungen«
Wird von den Alten beständig gesungen;
Meinerseits möcht ich's damit halten:
»Unverständlich sind mir die Alten.«
Dieses am Ruderbleibenwollen
In allen Stücken und allen Rollen,
Dieses sich Unentbehrlichvermeinen
Samt ihrer »Augen stillem Weinen«,
Als wäre der Welt ein Weh getan,–
Ach, ich kann es nicht verstahn.
Ob unsre Jungen, in ihrem Erdreisten,
Wirklich was Besseres schaffen und leisten,
Ob dem Parnasse sie näher gekommen,
Oder bloß einen Maulwurfshügel erklommen,
Ob sie, mit andern Neusittenverfechtern,
Die Menschheit bessern oder verschlechtern,
Ob sie Frieden sä'n oder Sturm entfachen,
Ob sie Himmel oder Hölle machen, –
Eins läßt sie stehn auf siegreichem Grunde,
Sie haben den Tag, sie haben die Stunde,
Der Mohr kann gehn, neu Spiel hebt an,
Sie beherrschen die Szene, sie sind dran.

- Theodor Fontane

Tags: Stille

Mit vierzig Jahren

Mit vierzig Jahren ist der Berg erstiegen,
Wir stehen still und schaun zurück,
Dort sehen wir der Kindheit stilles liegen
Und dort der Jugend lautes Glück.
Noch einmal schau', und dann gekräftigt weiter
Erhebe deinen Wanderstab!
Hindehnt ein Bergesrücken sich, ein breiter,
Und hier nicht, drüben geht's hinab.

Nicht atmend aufwärts brauchst du mehr zu steigen,
Die Ebne zieht von selbst dich fort;
Dann wird sie sich mit dir unmerklich neigen,
Und eh' du's denkst, bist du im Port.

- Friedrich Rückert

Tags: Stille

An Carls Geburtstag

Ich fand Dich sonst an diesem Morgen,
Der Dich der Erdenwallfahrt gab;
Jetzt hast Du, Lieber, Dich geborgen,
Bist weggeeilt am Wanderstab!
Da hilft kein Rufen, Winken, Sehnen; —
Ach, fort ist fort, —
Und fern Dein Ort, —
Er läßt Dich nicht, auch nicht um thränen.

Da steh' ich an dem niedern Hause,
Wo Du zum letzten eingekehrt,
Und klopft an die stille Klause,
Doch wird da drinnen nicht gehört; —
Ich rüttle an der Pforte Riegel:
"O komm' heraus!"
Zu bleibt das Haus —
Und ungelos't sein schwarzes Siegel.

Mir aus den Augen bist Du lange,
Doch nimmermehr mir aus dem Sinn;
Ob ich vergebens nach Dir bange,
Es zieht mich ewig zu Dir hin.
Und ob das Band zerissen bliebe —
Fest hält das Herz,
Und trägt den Schmerz, —
Das Grab — ist nicht das Grab der Liebe.

Der Eine, den ich hatt' und habe,
Hier sank er ein auf seiner Bahn. -
"Und Du — kannst seinem öden Grabe,
"Getröstet, ohne Thränen, nahn?
"Du jammerst nicht bey seinem Staube?"
Es hat nicht Noth!
Der Tod — ist todt!
Ich weiß, an welchen Herrn ich glaube!

- Heinrich Möwes

Tags: Glaube , Liebe , Stille , Tod

Das Leben ist gut und licht

Das Leben ist gut und licht.
Das Leben hat goldene Gassen.
Fester wollen wirs fassen,
wir fürchten das Leben nicht.

Wir heben Stille und Sturm,
die bauen und bilden uns beide:
Dich - kleidet die Stille wie Seide,
mich - machen die Stürme zum Turm...

- Rainer Maria Rilke

Tags: Leben , Stille

Ruhe des Herzens

Wie heimlich glüht ein Bild
aus langer Dämm´rung:
Ein Sommerabend war´s
Im Heimatdorfe;
Noch lag ein Sonnenhauch
Auf Dach und Giebeln,
Und hell stand schon der Mond
In leeren Straßen.
Der Nachbar sprach ein Wort
Von Tau und Regen,
Er sprach zu seinem Weib
Drin in der Kammer;
Er zog das Fenster an,
Es klang der Riegel;
Ein erstes Sternlein trat
Aus lichtem Dunkel.
Aus fernen Gärten klang
Ein Mädchenlachen;
Ein letzter Nachhall dann
Und letzte Stille.
Und all die Sommerwelt
Ging wie ein Atem
Geruhig ein und aus
Durch meine Lippen.-

Nun weiß ich´s, da mein Haar
Beginnt zu bleichen:
Was damals ich geatmet, war
Das Glück.

- Otto Ernst

Tags: Glück , Sommer , Stille

Die schönsten Ereignisse

Die schönsten Ereignisse sind nicht die lautesten, sondern unsere stillen Stunden.

- Friedrich Nietzsche

Tags: Stille

Schäfers Sonntagslied

Das ist der Tag des Herrn!
Ich bin allein auf weiter Flur;
Noch eine Morgenglocke nur,
Nun Stille nah und fern.

Anbetend knie ich hier.
O süßes Graun, geheimes Wehn,
Als knieten viele ungesehn
Und beteten mit mir.

Der Himmel, nah und fern,
Er ist so klar und feierlich,
So ganz, als wollt er öffnen sich.
Das ist der Tag des Herrn!

- Johann Ludwig Uhland

Tags: Himmel , Stille , Tag

Für mein Kind

I.

Für dich, mein Kind, um deinetwillen
Wach‘ ich oft spät bis in die Nacht,
Möcht‘ jeden deiner Wünsche stillen,
Nur sehen, wie dein Auge lacht.
Und sind mir müde auch die Füße
Und war mein Tagwerk noch so schwer,
Seh‘ ich im Geiste dich, du Süße,
Dann fühl‘ ich keine Schmerzen mehr!

Gottlob! dass ich doch Eines habe,
Das mit mir teilt einst Freud‘ und Leid,
Gedeihe schnell, dass ich mich labe
An deiner Jugend Rosenzeit.
Wie will ich hüten dich und pflegen,
Du zartes Herz, vor Frost und Wind,
Geduldig jede Trübsal segnen:
Bleibst du nur stets mein gutes Kind.

Liegt auch mein Glück in tausend Trümmern,
Scheint deine Sonn‘ nur hell und klar,
Vergessen sei’s, dass weißes Schimmern
Zu früh gefallen auf mein Haar. –
Du, reich an Geist und Herzensgüte,
Du, sanft und keusch wie Maienwind,
So blühe auf, du Menschenblüte:
Ich bete nur für dich, mein Kind!

II.

Auf schneeigem Kissen in enger Truh‘
Schläfst nun für immer, mein Liebling, du,
Süße, herzige Kleine!
Geschlossen du friedlich, ich fasse es kaum.
Seh‘ dich nur an und weine.
Puppe und Büchlein bringt herbei,
Liebte doch über alles die Zwei
Meine herzige Kleine;
Nun noch ein Kuss, dann senkt sie hinab,
Tiefer und tiefer ins dunkle Grab –
Trostlos daneben ich weine.

- Johanna Ambrosius

Tags: Schnee , Stille , Wind , Zeit

Wir wünschen uns

Wir wünschen uns zur Weihnachtszeit Stille, um den Blick nach innen richten zu können. Wir wünschen uns die Gelegenheit innezuhalten um im neuen Jahr mit erneuerten Kräften und frischem Mut nach vorne blicken zu können.

-

Tags: Kraft , Mut , Stille

Stiller Freitag

Wer den "stillen Freitag" und den Ostertag nicht hat, der hat keinen guten Tag im Jahr.

- Martin Luther

Tags: Stille , Tag

Es singt's in den Lüften

Der Herr ist erstanden! Es singt's in den Lüften,
Die morgenstill schlummern, der Engelein Chor;
Aus knospenden Wäldern, von Felsen und Klüften
Wogt's laut wie ein brausender Hymnus empor.
Der Lenzwind harft es in blühenden Zweigen,
Die Vögelein singen's in tönendem Reigen:
Der Herr ist erstanden, o seliger Tag,
Nun, traumstille Erde, zum Leben erwach'!

- Anna Esser

Tags: Leben , Stille