Sprüche, zitate & gedichte

Gedichte und Sprüche zum Thema: mund

An die Geliebte

Wenn ich, von deinem Anschaun tief gestillt,
Mich stumm an deinem heilgen Wert vergnüge,
dann hör ich recht die leisen Atemzüge
Des Engels, welcher sich in dir verhüllt.

Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quillt
Auf meinen Mund, ob mich kein Traum betrüge,
Daß nun in dir, zu ewiger Genüge,
Mein kühnster Wunsch, mein einzger, sich erfüllt?

Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn,
Ich höre aus der Gottheit nächtger Ferne
Die Quellen des Geschicks melodisch rauschen.

Betäubt kehr ich den Blick nach oben hin,
Zum Himmel auf – da lächeln alle Sterne;
Ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.

- Eduard Mörike

Tags: Mund , Traum , Wert

Rote Rosen

Wir haben nicht das Glück genossen
In indischer Gelassenheit;
In Qualen ist's emporgeschossen,
Wir wußten nichts von Seligkeit.

Verzehrend kam's in Sturm und Drange;
Ein Weh nur war es, keine Lust!
Es bleichte deine zarte Wange
Und brach den Atem meiner Brust.

Es schlang uns ein in wilde Fluten,
Es riß uns in den jähen Schlund;
Zerschmettert fast und im Verbluten
Lag endlich trunken Mund auf Mund.

Des Lebens Flamme war gesunken,
Des Lebens Feuerquell verrauscht,
Bis wir aufs neu den Götterfunken
Umfangend, selig eingetauscht.

- Theodor Storm

Tags: Glück , Mund , Seligkeit

Ständchen

Weiße Mondesnebel schwimmen
Auf den feuchten Wiesenplanen;
Hörst du die Gitarre stimmen
In dem Schatten der Platanen?

Dreizehn Lieder sollst du hören,
Dreizehn Lieder, frisch gedichtet;
Alle sind, ich kann's beschwören,
Alle nur an dich gerichtet.

An dem zarten schlanken Leibchen
Bis zur Stirne auf und nieder,
Jedes Fünkchen, jedes Stäubchen,
Alles preisen meine Lieder.

Wahrlich, Kind, ich hab zuzeiten
Übermütige Gedanken!
Unermüdlich sind die Saiten,
Und der Mund ist ohne Schranken.

Vom geheimsten Druck der Hände
Bis zum nimmersatten Küssen!
Ja, ich selber weiß am Ende
Nicht, was du wirst hören müssen.

Laß dich warnen, laß mich schweigen,
Laß mich Lied um Liebe tauschen;
Denn die Blätter an den Zweigen
Wachen auf und wollen lauschen.

Weiße Mondesnebel schwimmen
Auf den feuchten Wiesenplanen;
Hörst du die Gitarre stimmen
In dem Schatten der Platanen?

- Theodor Storm

Tags: Hände , Lied , Mund

Auf Bergeshöh

Stünd ich mit dir auf Bergeshöh'
In dieser trüben Nacht,
Tief unten Todeseinsamkeit
Und droben Wolkenjagd!

Nur in den Schlünden schwatzte
Der Wind durch die Grabesruh,
Und droben in der wilden Nacht
Alleinzig ich und du! –

Ich wollte dich fest umschlingen
Und küssen aus Herzensgrund,
Und leben und vergehen
Tiefinnig Mund an Mund.

- Theodor Storm

Tags: Mund , Nacht , Wind

In Liebesarmen

Wer je gelebt in Liebesarmen,
Der kann im Leben nie verarmen;
Und müßt er sterben fern, allein,
Er fühlte noch die selge Stunde,
Wo er gelebt an ihrem Munde,
Und noch im Tode ist sie sein.

- Theodor Storm

Tags: Leben , Mund , Tod

Ihr Mund

Ihr Mund ist stets derselbe,
sein Kuss mir immer neu,
ihr Auge noch dasselbe,
sein freier Blick mir treu.
O du liebes Einerlei,
wie wird aus dir so mancherlei!

- Achim von Arnim

Tags: Auge , Kuss , Mund

Liebe

Süße Qual in meinem Herzen,
Die sein holder Name giebt,
Ruft mit tausendfachen Schmerzen:
Nie als jetzt hab' ich geliebt!

Dieses Klopfen, dieses Sehnen,
Ha! wem gilt der Flammenstreit?
Sind der Tugend diese Thränen?
Sind der Wollust sie geweiht?

Sehnsucht, wie sie keine kannte,
Seit die Lieb' ein Weib gekannt,
Knüpfst du himmlisch unsre Bande?
Wirst du Unschuld noch genannt?

Tausend kühne Wünsche beben,
Kühn vermess'ne Pulse fliehn -
Wollt' ich ihnen Namen geben,
Würde Schaam die Stirn' umglühn.

Selbst der Tugend ernste Büste -
Einst mein schönstes Heiligthum -
Wandelt, seit sein Mund mich küßte,
Sich zur Liebesgöttin um.

- Sophie Albrecht

Tags: Mund , Sehnsucht , Tugend

Amor ein Vogel

Sieh’, wie dort ein kleiner Vogel
Auf dem Myrthenzweige sitzt,
Lauschend in die Ferne siehet
Und den Mund zum Pfeifen spitzt!

Denkt er Mädchen, deren Busen
Nicht sein schärfster Pfeil durchdrang,
Hier im Garten zu besiegen
Mit harmonischem Gesang?

O, du holder kleiner Vogel,
Meine Magdalis ist hier:
Pfeif’ ein Liedchen, liebster Vogel,
Und ihr Herz erpfeife mir!

- Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Tags: Herz , Mädchen , Mund

Nie bist du ohne Nebendir

Eine Wiese singt.
Dein Ohr klingt.
Eine Telefonstange rauscht.
Ob du im Bettchen liegst
Oder über Frankfurt fliegst,
Du bist überall gesehen und belauscht.
Gonokokken kieken.
Kleine Morcheln horcheln.
Poren sind nur Ohren.
Alle Bläschen blicken.
Was du verschweigst,
Was du den andern nicht zeigst,
Was dein Mund spricht
Und deine Hand tut,
Es kommt alles ans Licht.
Sei ohnedies gut.

- Joachim Ringelnatz

Tags: Licht , Mund

Sechzig Jahre alt

Man kann sechzig Jahre alt geworden sein, ohne zu ahnen, was ein Charakter ist.
Nichts ist verborgener als die Dinge, die wir beständig im Mund führen.

- Hugo von Hofmannsthal

Tags: Charakter , Jahre , Mund

Der ewige Fluch

Der ewige Fluch der Kinder besteht darin, dass Ihnen - sobald sie gelernt haben ihn zu benutzen - der Mund verboten wird.

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Tags: Kind , Mund

Lied der Mutter

Ihr Kinder, es ist Essenszeit!
Halt’ jedes seinen Mund bereit,
Ihr Großen, nehmt Löffel und Gabel,
Ihr Kleinen aber, gebt mir acht,
Dass ihr das Kleid nicht schmutzig macht,
Und öffnet weit den Schnabel!
Was, Kinder, ist die Suppe fein?
Ich tat ein gutes Ei hinein,
Das ist eine Kaisersuppe!
Die Henne machte gluck, gluck, gluck -
Du einen Schluck, du einen Schluck
Und einen für die Puppe.
So, Kinder, wischt euch hübsch den Mund,
Ein Stückchen Fleisch macht Mädel rund
Und Buben zu Soldaten:
Ein Stückchen du, ein Stückchen du,
Und macht mir kein Gesicht dazu!
Es gibt nicht immer Braten!
Habt ihr auch alle den Teller leer?
Sonst gibt es keinen Kuchen mehr,
Kuchen und noch was Feines!
Wer nicht brav ist und Mutter quält,
Bekommt nie mehr ein Märchen erzählt!
Am besten pappt doch mein Kleines!

- Hugo Salus

Tags: Gesicht , Mund , Essen