Glanz und Schönheit
Die Liebe ist unter den Tugenden, was die Sonne unter den Sternen: Sie gibt ihnen Glanz und Schönheit.
Die Liebe ist unter den Tugenden, was die Sonne unter den Sternen: Sie gibt ihnen Glanz und Schönheit.
Von Deiner Schönheit Reiz berückt,
Von Deiner Verse Kunst entzückt,
Kenn', Iris, ich, beim Zeus, kein Grauen
Dem ich nicht trotzte, Dich zu schauen.
Mit Deinen Augen zwingst Du alle Herzen Dir –
So rühmt sie alle Welt als stolzes Siegspanier.
Da Du es Dir gemacht zur Pflicht,
Der Tugend strenge Regeln nicht,
O strenge Schönheit, zu versehren,
Muß ich aufs höchste Dich verehren.
Da Tugend selten nur mit Schönheit steht im Bunde,
Sing' ich Dir Lob und Preis heut und zu jeder Stunde.
Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält.
Die Liebe allein ist eine Tugend und schafft alle anderen Tugenden.
Treulich geführt ziehet dahin,
wo euch in Frieden die Liebe bewahr!
Siegreicher Mut, Minnegewinn
eint euch in Treue zum seligsten Paar.
Streiter der Tugend, schreite voran!
Zierde der Jugend, schreite voran!
Rauschen des Festes seid nun entronnen,
Wonne des Herzens sei euch gewonnen!
Duftender Raum, zur Liebe geschmückt,
nehm euch nun auf, dem Glanze entrückt.
Treulich geführt ziehet nun ein,
wo euch in Segen die Liebe bewahr!
Siegreicher Mut, Minne so rein
eint euch in Treue zum seligsten Paar!
Eine feine, glatte Maus
Suchte sich in stolzer Jugend
Eine Braut aus.
Und wie jeder Freier begann,
Fing sie hoch an:
"Meine Braut, sie sei von Tugend,
Schöne, Wärme, Wonne!
Kurz, sie sei die Jungfrau - Sonne!"
Eine Weile blieb sie stehn.
"Hör es, hohe Jungfrau Sonne!
Doch sie will es nicht verstehn,
Ist so stolz, hm! und so warm
Dünkt mich ihr im Arm.
Laß sie! ich will weiter gehn.
Die eben dort vorüberzieht
Und ebenso wie ich die stolze Sonne flieht
Und, wie ich merke, selbst die Sonne dämpft
Und mit ihr kämpft -
Sei, hohe Wolke, mir zur Braut
In Deinem Schoß vertraut!"
Die Wolke öffnet' ihren Schoß
Und regnete drauf los.
"Die hohe Braut ist nass,
Ein leckes Fass!"
Kurz, die klug gewaschne Maus
Ging in ihr Loch
Und sucht' sich eine Mäusin aus
Und hat sie noch.
Wenn du in der Ehe gemäß den Regeln der Tugend lebst,
wirst du mehr Früchte ernten als auf jedem anderen Weg.
Süße Qual in meinem Herzen,
Die sein holder Name giebt,
Ruft mit tausendfachen Schmerzen:
Nie als jetzt hab' ich geliebt!
Dieses Klopfen, dieses Sehnen,
Ha! wem gilt der Flammenstreit?
Sind der Tugend diese Thränen?
Sind der Wollust sie geweiht?
Sehnsucht, wie sie keine kannte,
Seit die Lieb' ein Weib gekannt,
Knüpfst du himmlisch unsre Bande?
Wirst du Unschuld noch genannt?
Tausend kühne Wünsche beben,
Kühn vermess'ne Pulse fliehn -
Wollt' ich ihnen Namen geben,
Würde Schaam die Stirn' umglühn.
Selbst der Tugend ernste Büste -
Einst mein schönstes Heiligthum -
Wandelt, seit sein Mund mich küßte,
Sich zur Liebesgöttin um.
Um in der Welt Erfolg zu haben, braucht man Tugenden, die beliebt, und Fehler, die gefürchtet machen.
Die das Laster liebenswürdig machen, schätze ich doch höher als die, welche die Tugend erniedrigen.
Die Tugend eines Menschen sollte nicht an seinen besonderen Leistungen gemessen werden, sondern an seinen alltäglichen.
Trunken müssen wir alle sein!
Jugend ist Trunkenheit ohne Wein;
Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend,
so ist es wundervolle Tugend.
Für Sorgen sorgt das liebe Leben,
und Sorgenbrecher sind die Reben.
Solange man nüchtern ist,
gefällt das Schlechte;
wie man getrunken hat,
weiß man das Rechte.
Tugend ist wie ein kostbarer Stein -
am besten in einfacher Fassung.
Viele Menschen sehen die Tugend mehr im Bereuen der Fehler als im Vermeiden.
Niemand ist zufällig gut, die Tugend muss man lernen.
Tugend will, man soll sie holen,
ungern ist sie gegenwärtig;
Laster ist auch unbefohlen
dienstbereit und fix und fertig.
Wenn Du Deinen Kindern viel Reichtum hinterlassen willst, dann gib sie in Gottes Fürsorge und hinterlass ihnen nicht Reichtümer, sondern Tugenden und Qualifikationen.
Pietus fundamentum est omnium virtutum.
Pflichtgefühl gegenüber den Eltern ist die Grundlage aller Tugenden.
Der tugendhafte Mensch wählt die Mitte und entfernt sich von den beiden Extremen, dem Zuviel und dem Zuwenig.
Die höchste Tugend für ein Kind ist es, sich nicht zu benehmen wie seine Eltern im gleichen Alter.
Nimm, beste Mutter, dieses Sträuschen hin;
Sieh’ nicht auf seinen Wert, nicht auf den Glanz der Gabe,
Nur auf mein Herz, denn Alles, was ich habe,
Ist dieser Strauß! Doch soll mein Kindessinn
Nur streben, stets gehorsam Dir zu sein,
Und Dich durch Fleiß und Tugend zu erfreu’n.