Sprüche, zitate & gedichte

Gedichte und Sprüche zum Thema: jungfrau

Freundchen

A.:
Freundchen, sage mir's doch auch,
Den Grund, den möcht ich kennen,
Warum wir nicht nach altem Brauch
Die Mädchen Jungfraun nennen!
B.:
Ist gar nicht mehr vonnöten!
Sie würden nur – erröten.

- Theodor Storm

Tags: Grund , Jungfrau , Mädchen

Eine feine, glatte Maus

Eine feine, glatte Maus
Suchte sich in stolzer Jugend
Eine Braut aus.
Und wie jeder Freier begann,
Fing sie hoch an:
"Meine Braut, sie sei von Tugend,
Schöne, Wärme, Wonne!
Kurz, sie sei die Jungfrau - Sonne!"
Eine Weile blieb sie stehn.
"Hör es, hohe Jungfrau Sonne!
Doch sie will es nicht verstehn,
Ist so stolz, hm! und so warm
Dünkt mich ihr im Arm.
Laß sie! ich will weiter gehn.
Die eben dort vorüberzieht
Und ebenso wie ich die stolze Sonne flieht
Und, wie ich merke, selbst die Sonne dämpft
Und mit ihr kämpft -
Sei, hohe Wolke, mir zur Braut
In Deinem Schoß vertraut!"
Die Wolke öffnet' ihren Schoß
Und regnete drauf los.
"Die hohe Braut ist nass,
Ein leckes Fass!"
Kurz, die klug gewaschne Maus
Ging in ihr Loch
Und sucht' sich eine Mäusin aus
Und hat sie noch.

- Johann Gottfried Herder

Tags: Braut , Jungfrau , Tugend

Auf Hn. Gottfried Klesels und Jungfrau Catharinä Ederin Hochzeit

Herr Klesel fühlt er auch die bitter-süsse Pein/
Mit der die Liebe quält? setzt dem verletzten Hertzen
Die strenge Hitze zu mit immer-neuem Schmertzen?
Hochwerthe Jungfrau Braut sie red ihm Trost-Wort ein:
Verzehrt er seine Zeit in Trauren so allein?
Wacht er die lange Nacht bey den gelehrten Hertzen?
Sie red ihm Lust-Wort ein: ein Wort voll Wonn und Schertzen/
Ein Wort voll Freud und Heil wird nur ihr Jawort seyn!
Wie wol! wann Gottes Fried und unbefleckte Sinnen/
Durch Einred ohne Falsch einander lieb gewinnen.
Ich weiß/ der Herren Herr steht alles ihnen zu/
Sein Einred ists was ihn in allem Stand ergötzet/
Ihr Einred ist die er weit über alles schätzet!
Sie finden Lust bey Gott/ und er bey ihnen Ruh.

- Andreas Gryphius

Tags: Braut , Jungfrau , Liebe

Schlafendes Jesuskind

Sohn der Jungfrau, Himmelskind! am Boden
Auf dem Holz der Schmerzen eingeschlafen,
Das der fromme Meister sinnvoll spielend
Deinen leichten Traeumen unterlegte;
Blume du, noch in der Knospe daemmernd
Eingehuellt die Herrlichkeit des Vaters!
O wer sehen koennte, welche Bilder
Hinter dieser Stirne, diesen schwarzen Wimpern,
sich in sanftem Wechsel malen!

- Eduard Mörike

Tags: Jungfrau , Sohn , Vater

Die Ruhestörerin

Mein süßes Kind,
Wie ich dich liebe, frägst du oft,
Doch wie du meine Ruhe störst,
Das höre jetzt: Mein süßes Kind,
Wenn ich mein Aug zur heil'gen Jungfrau wende,
In frommer Andacht zu ihr wenden will,
So trägt die Heil'ge, die sich mir enthüllt,
Dein blaues Aug, dein hold Gesicht,
Dein glänzend Haar und deines Mundes Liebe,
Mein süßes Kind.
Will ich Gebete sprechen, eh der Schlaf mich faßt,
So ist's dein letzter Gruß,
Den meine Lippen lallen;
Und Andacht und Gebet ist hin;
Denn mächt'ger als die Andacht ist die Liebe,
Und mächt'ger als die Heilige bist du.
Dich denk ich nur, und dich nur bet ich an.
So steht's mit mir, und das hast du getan,
Du böses Kind!

- Theodor Storm

Tags: Jungfrau , Kind , Liebe

Christina - 2. Die Taufe

Aus des Thurmes tiefstem Kerker,
Eng' und schwarz wie Todesgruft,
Wird hervorgeführt Christina,
Da der harte Vater ruft.

Lange halt' er sie verschlossen
In der Wölbung feuchte stacht,
Weil sie seine Götterbilder
Kühn zerschlug aus eigner Macht.

Seht die Holde! frischer tauchet
Aus der Flut kein Schwan empor.
Seht die Jungfrau! Mond und Sterne
Treten so aus Wolkenflor.

Alle staunen auf Christina,
Milde winkt der Vater ihr,
Spricht: "Die Götter sind versöhnet,
Denn sie schützten deine Zier.

Wohl! auch ich bin dir gewogen,
Aber zeige deine Neu;
Fluche jenem Christengotte,
Schwöre meinen Göttern Treu."

Ernster Blick durchweht den Frieden
Auf der Jungfrau Angesicht;
Heil'ge Kraft erfüllt die Stimme,
Die mit festem Tone spricht:

"Jenem Gott, der mich beschützte,
Schwör' ich freudig ew'ge Treu,
Dessen Engel mich belehrte,
Was der rechte Glaube sei.

Ihn allein, den Gott der Christen,
Einz'gen Gott, bekenn' ich frei;
Vater, willst du nicht verderben,
Schwöre diesem Gotte Treu."

""Götter, hört nicht diesen Frevel,
Straft mich nicht ob meinem Blut;
Blut und Frevel will ich senken
In des tiefen Meeres Flut.""

Hoch auf jähem Felsenstrande
Steht die Jungfrau hold und hehr,
Steht an einen Stein gebunden,
Blickt hinab in's dunkle Meer.

"Gott der Christen, Unsichtbarer,
Strafe nicht der Vater mein;
Laß die Flut, die mich verschlinget,
Taufe meinem Geiste sein."

Flammend stiert des Vaters Auge,
Jeder Blick die Wuth erneut,
Schweigen zittert durch die Menge,
Und die Schergen stehn bereit.

Nieder mit dem schweren Steine
Nieder in die wüste Gruft
Wird gestürzt die stille Jungfrau,
Als der wilde Vater ruft.

Alle Blicke stürzen nieder,
Möchten der Versenkten nach;
Alles stiert zur öden Tiefe,
Selbst die Wuth des Vaters brach.

Alle Blicke wollen leuchten,
Keiner seinem Auge traut;
Alles staunt hinab in's Tiefe,
Ist es Traum? o Wunder! schaut!

Auf dem Meere gleitet leise
Wie ein Schwan der schwere Stein
Auf dem Steine steht Christina,
Wie der Sonne Morgenschein.

Eine weiße Taube schwebte
Lieber ihrem Haupt' umher;
Und zur Seite ihr — wer ist es?
Auf dem Wasser wandelt er.

Sieh, er schöpft mit seinen Händen,
Netzt der Jungfrau heil'ges Haupt,
Und im Namen Jesu Christi
Tauft er die, die längst geglaubt.

- Heinrich Bone

Tags: Engel , Glaube , Jungfrau

Christi Geburt

In einem Kripplein lag ein Kind,
Dabei ein Esel stand und Rind.
Zugegen auch die Jungfrau war,
Maria, die das Kind gebar.
      Jesus, der Herre mein,
      War dieses Kindelein.

Der Chor der Engel da erhob
Die Stimmen all und sang ihm
"Ruhm sei und Dank und Würdigkeit
Dem Herrn im Himmel allerzeit!"

Als dieses ward den Hirten kund,
So liefen sie herbei zur Stund
Gen Bethlehem und sanken so
Das edle Kind und wurden froh.

Da brannte eines Sternes Schein,
Der tats den Königen kund, den Drein.
Die kamen aus des Ostens Land
Mit reichen Gaben in der Hand.

Sie fielen nieder auf die Erd
Und boten dar dem Kinde wert
Gar edel Myrrhen, Weihrauch, Gold,
Dem Kindlein wurden sie gar hold.

Doch da Herodes hörte dies,
Sann er, wie er sein Blut vergieß.
Viel tausende schlug seine Hand,-
Josef floh nach Ägyptenland.

Hiernach wohl über dreißig Jahr,
Da ward dem Kindelein führwahr
Durch unsre ewige Seligkeit
Der Kreuztod und das Grab bereit.

Jedoch am dritten Tage ging
Er aus dem Grab, das ihn umfing,
Fuhr auf in seines Vaters Land
Und sitzt ihm dort zur rechten Hand.
      Jesus, der Herre mein,
      War dieses Kindelein.

- Heinrich von Laufenberg

Tags: Engel , Jesus , Jungfrau

Wiegenlied

Hier unterm Turme
hier wehet kein Wind,
hier betet die Mutter
und wieget ihr Kind,
und hat von der Wiege
zur Krippe ein Band
von Glaube und Hoffnung
und Liebe gespannt.

Weit über die Meere
die Sehnsucht sie spinnt,
dort sitzet Maria
und wieget ihr Kind,
die Engel, die Hirten,
drei König und Stern
und Öchslein und Eslein
erkennen den Herrn.

Wohl über dem Monde
und Wolken und Wind
mit Zepter und Krone
steht Jungfrau und Kind.
Hier unten ward's Kindlein
am Kreuz ausgespannt,
dort oben wiegt's Himmel
und Erd auf der Hand.

Komm mit, lass uns fliegen
zu Maria geschwind,
kommt mit! und lern biegen
dein Knie vor dem Kind,
komm mit! schnür dein Bündlein,
schon führet die Hand
Maria dem Kindlein,
es segnet das Land.

- Clemens von Brentano

Tags: Himmel , Jungfrau , Kind

Hier unten im Turme

Hier unten im Turme hier wehet kein Wind,
hier betet die Mutter und wieget ihr Kind,
und hat von der Wiege zur Krippe ein Band
von Glauben und Hoffnung und Liebe gespannt.

Weit über die Meere die Sehnsucht sie spinnt,
dort sitzet Maria und wieget ihr Kind,
die Engel, die Hirten, drei König und Stern
und Öchslein und Eselein erkennen den Herrn.

Wohl über dem Monde und Wolken und Wind
mit Zepter und Krone steht Jungfrau und Kind.
Hier unten ward's Kindlein am Kreuz angespannt,
dort oben wiegt's Himmel und Erd auf der Hand.

Komm mit, laß uns fliegen zu Maria geschwind,
komm mit! und lern biegen dein Knie vor dem Kind,
komm mit! schnür dein Bündlein, schon führet die Hand
Maria dem Kindlein, es segnet das Land.

- Clemens von Brentano

Tags: Jungfrau , Kind , König

Weihnacht.

Es zieht empor mich zu des Vaters Milde,
Ich sinke hin vor meines Schöpfers Thron.
Und mich umstrahlt im lieblichen Gebilde
Der Welterlöser, Gott und Gottes Sohn.
Er stieg herab aus Edens Lichtgefilde:
So lehrt dich, Christ, die Stimm' der Religion;
So seh' ich ihn vor meiner Seele schweben,
Und mich durchströmt der Hoffnung neues Leben.

Der Engel naht sich Segen zu verkünden
Den frommen Hirten, die im Morgenglanz
In einer Krippe ihren Heiland finden,
Und ihn begrüßen mit dem Liebeskranz.
Das Reich der Sünde sehen sie verschwinden,
Es weiht ein Opfer sich der Menschheit ganz:
Ein heller Stern mit freundlichem Erbarmen
Glänzt aus Marias treuen Mutterarmen.

Die reine Jungfrau nur ist die Erwählte,
Die Gott zur Mutter seines Sohns gemacht;
Sie, deren Brust der Tugend Glut beseelte,
Zieht auch von uns der Laster schwarze Nacht.
Du, der die klare Unschuld sich vermählte,
Erfreust dich jetzt in Paradieses Pracht!
O steh' uns bei, dass wir des Vaters Willen
Mit Freundlichkeit, in allem treu, erfüllen!

Sei unsre Mutter bei der hohen Liebe,
Mit der dein Sohn der Menschheit sich geweiht!
Und wird auch oft der heitre Himmel trübe,
Sei du die Sonne, die uns sanft erfreut!
O dass dein Bild uns immer heilig bliebe!
Wenn unsre Bahn mit Wermut sich bestreut,
Lass uns, Verklärte, deine Tugend strahlen!
Sie möge sich in unsern Herzen malen!

O großer Heiland, mild uns zu beglücken,
Verließest du des Vaters Sternenzelt.
"Kommt, meine Kinder! ich will euch erquicken!"
So tönt dein Ruf voll Segen durch die Welt.
"Der Tugend Rose soll der Mensch sich pflücken!"
Du warst das Licht, das seinen Pfad erhellt;
Er schöpfte Kraft aus deiner Himmelsgüte,
Die ihm zur Wonne unvergänglich blühte.

Am armen Stall zu Bethlehem geboren
Entbehrst du freudig Glanz und Herrlichkeit!
Dich, den zum König Engel sich erkohren,
Führt Menschenliebe in den Strom der Zeit,
Zu dessen Abgrund sich die Welt verloren;
Sie aufzurichten warst du stets bereit.
Nicht achtest du des Lebens trübe Stunden,
Heilst du nur leibreich tief geschlag'ne Wunden!

Wer will empor zu deiner Huld sich schwingen,
Die immer neu und strahlend sich erhebt?
Kein Sterblicher kann in die Liebe dringen,
Mit der dein Geist ihn zu veredeln strebt.
Und müssen wir auch mit dem Schicksal ringen:
Welch' schönen Trost, der dann das Herz belebt,
Gibt Jesus uns, der seinen Thron verlassen,
Mit hohem Gnadenlicht uns zu umfassen.

Stark will als Mensch die Schwachheit er besiegen,
In die uns der Versuchung Macht gelegt,
Der wie so oft im schweren Kampf erliegen,
Weil sich im Busen wenig Glauben regt.
Nur er gibt Stärke, lehrt die Kniee biegen
Vor Gott, der kein Vertrauen niederschlägt,
Vor unserm Heiland, dessen reine Lehren
Der Tugend Keim in unsrer Seele nähren.

So will ich heut', Erlöser, niedersinken,
Durchdrungen von des Dankes Allgewalt:
Soll ich auch einst den Kelch der Leiden trinken,
O! so umschwebet mich deine Lichtgestalt!
Und freundlich wird mir deine Liebe winken,
Bis meine Seele freu hinüberwallt
Zu dir, o Jesus, der mit Huld sie segnet,
Und liebevoll ihr jenseits dann begegnet!

- Luise Egloff

Tags: Gott , Jungfrau , Sohn

Weihnacht

Gegrüßt sei’st du holdseligste der Frauen,
Der Herr ist mit dir, du Gebenedeite,
Das ist der tausendjähr‘ge Engelsgruß!
Gottselig und demütig war die Jungfrau,
Deß ist ihr Lobgesang ein glorreich Zeugnis.
Sie war geweiht, gesegnet durch den Geist
Der heil’gen Schrift und ihrer frommen Väter!
So wurde sie die Mutter des Erlösers!
Die Ärmste, sie die Mutter eines Königs,
Des Königs aller Geister, aller Herrscher!
So sieht der Herr die Demut gnädig an,
Die nur in ihm und vor ihm lebt und webt.
Sei sie doch auch jetzt unsers Herzens Weihe,
Da wir die heilige geweihte Nacht
Mit Jubelklängen gerne feiern möchten.

Ja mit Jubelklängen
Und mit Festgesängen
Möchten wir so gern
Diese Nacht begrüßen,
Und das Kindlein küssen,
Diesen Herrn der Herrn!

In Bethlehem in einem niedern Stalle
Da finden wir die Jungfrau, die gehorsam
Vom fernen Nazareth hierher gepilgert,
Auf ihres Heidenkönigs Machtgebot. –
Demütig war ihr Vertrauter, Joseph.
Er hatte Gott gehorcht, mehr als dem Herzen,
Drum lohne ihn der Friede des Allmächt’gen.
Getrost, Sohn Israels! du wirst ein Wunder
Am Sohn Mariens, Gott verklärend schauen,
Wie reich lohnt dann dein stilles Gottvertrauen.

Doch horch! – schon pocht an dem armen Stalle.
Wer mag das sein? So spät in tiefer Nacht? –
Wo Freude weit gemacht das enge Herz,
Da öffnet traulich der Türe Riegel.
Nicht viel des Suchens und des klugen Fragens
Gestattet ihre frohe, fromme Eile
Den armen Hirten, die jetzt traulich nah’n.
Sie finden beide, Joseph und Maria,
Dazu das Kindlein in der Krippe liegen.
Was aber soll das Kommen? – was das Schauen
Nach einem Knäblein, das in dürft’gen Windeln
Nicht einmal schirmt ein weiches Wiegenbettchen?
Wohl mag ein Schimmer, zart wie Mondenlicht,
Des Knäblein Schönheit leicht umflossen haben,
Und auch die duft’gen Kräuter seines Lagers,
Viel lieblicher als prunkende Juwelen
Am goldnen Bettchen eines Königssohnes. –
Ja wahrlich sah ihr Glaube helle Zeichen
Der himmlischen Verkündung darum hört,
Hört jene Botschaft, die ihr Mund verkündet.

Ja wir horchen gerne –
Kommt’s vom Land der Sterne,
Dringt’s tief in’s Gemüt,
Weil dahin ein Sehnen
Oft mit stillen Tränen
Unablässig zieht. –

„Wir waren bei den Hürden“ – sagten sie –
„Und hüteten die Herden in der Nacht,
„Zum Himmel Herz und Auge still gerichtet,
„Indem vom Retter Israels wir sprachen!
„Den ja von daher uns’re Sehnsucht nur
„Erwarten konnte. – Plötzlich wie ein Blitz
„Umstrahlt es uns, wie voller Sonnen Klarheut.
„Des Herrn erhab’ner Engel trat zu uns
„Und sprach: wir zittern vor Furcht und Ahnung –
„so freundlich, tröstlich: „Fürchtet euch doch nicht!
„„Denn siehe, ich verkündige euch große Freude,
„„Die euch und allem Volke wiederfährt,
„„Denn heute ist der Heiland euch geboren;
„„Er ist der Geist! der Herr in Davids Stadt!
„„Das habt zum Zeichen! finden werdet ihr
„„In Kripp‘ und Windeln das holdsel’ge Kind.““

Große, große Freude,
Unserm schwersten Leide
Hilft ein Heiland nun!
Seht den Neugebornen
Jetzt bei den Verlornen
In der Krippe ruh’n.

„Alsbald war bei dem Engel eine Menge
„Der Himmlischen des Lichtes Kinderschar,
„Die lobten Gott und sprachen: „„Ihm sei die Ehre
„„In unermessner Höhe, und den Menschen
„„Im dunklen Erdental ein Wohlgefallen!““
„Mit süßem Friedenslächeln schwebt die Menge
„Empor, empor! und ihre Lobgesänge
„Durchweben gold’ner Harfen sel’ge Klänge,
„Und wie verschweben leichte Morgenträume,
„Verschwebt‘ das Glanzgesicht in stille Räume.“

Heil’ge Engelsweihe
Dem Gefühle leihe
Rechte Innigkeit;
Engel steigen nieder,
Singen Wiegenlieder
Ihm – der Kindlichkeit. –

Ja wohl! demüt’ger Kindessinn empfängt
Die rechte Weihe nur für dieses Fest,
Und dennoch überstrahlt die rechte Geistestiefe
Desselben alle Höhen des Verstandes; --
Symbolisch nicht allein, auch schon geschichtlich.
Zuerst bemerkt den schönen Sinn der Festzeit.
Es brach für uns die Winternacht herein.
Die Sonne hebt ihr freundliche Strahlenantlitz
Kaum übers tief beschneiete Gefilde,
Die ganze Welt liegt da wie ein Gestorb’ner,
Verhüllt ins helle kalte Leichentuch.
Die Freudenklänge alle sind verstummt.
Daheim beim düft’gen Herd, beim matten Lämpchen
Hockt in Familien-Häuflein rings das Volk.
Der weiße Sternseher nur gewahrt,
Dass nun die Sonne schon den Wendepunkt
Zur Höhe segnend wieder überschritten,
Und freut des kindlich sich in guter Hoffnung,
Und mit ihm freut sich nun die Kinderwelt
So freundlich überkam – so überkommt
Das Christfest heute noch die kalte Welt. –
Lag sie nicht in tiefer Winternacht
Des Götzendienstes und der Barbarei?
Der große Bruderbund der Menschheit war
Zerstreut beim glühn’den Herde ihrer Götzenopfer.
Nur mattes Licht bei düsterm Todesgrau’n
Erleuchtete ihr Werk der Finsternis. –

Zu solcher Zeit geboren war das Knäblein
Das neue ew’ge Licht für alle Geister,
Doch nur der frommen Glaubensschar, den Hirten
Eröffnet sich des Himmels Strahlenpforte –
Nur sie vernimmt den hohen Engelsgruß,
Nur sie den Jubel und die Lobgesänge;
Nur sie erhielt die Weisung: „Hin zur Krippe!“
Doch auch drei Weisen fern im Morgenlande,
Die sah’n des Kindleins Stern, den hellen Aufgang
Des ew’gen Licht’s, und kamen anzubeten.

Jubelnd halle nieder
Gruß an alle Brüder;
„Friede, Freude euch!“
Walten doch der Liebe
Meine Herzenstriebe
Hoch in Christi Reich!

Sagt ihr vielleicht, die tiefe Winternacht
Ist ewig lang, schon tausend, tausend Jahre
Ist Christ geboren, und noch kaum bestrahlt
Sein Licht ein Vierteil uns’res Muttersterns?
Wohl habt ihr Recht – allein bedenkt ihr auch,
Es sind doch tausend Jahre vor dem Herrn
Der Ewigkeiten wie ein einz’ger Tag. –
Was soll das Zeitmaß frommen Christensinn?
Doch wenn der Geist treibt, tiefer wahrzunehmen,
Der schaue ruhig klar in die Geschichte.
Ist’s denn nicht hell und heller Tag geworden?
Auch da, wo nur die Dämm’rung seines Lichts
Hinüber strahlt? – Schallt nicht der Engelsgruß
In alle Länder, über alle Meere:
„Heute ist der Heiland euch geboren!“
Sind’s denn nicht Friedensengel, seine Boten,
Die jetzt in mehr denn vielen tausend Zungen
Dies Wort verkünden? Welchem Volk ist nicht
Der Jubelruf schon mehr und mehr erklungen?
Noch aus der Hölle hallt’s: „Es werde Licht!“

- Hugo Grabow

Tags: Glaube , Jungfrau , Kind

Weihnachtslied

Erklinge, Lied, und werde Schall,
Kling gleich der hellsten Nachtigall,
Kling gleich dem hellsten Lerchenklang
Die ganze, weite Welt entlang.

Kling, Lied, und kling im höchsten Ton:
Es kommt der süße Gottessohn,
Es kommt das helle Himmelskind
Hernieder, wo die Sünder sind.

Er kehrt bei einer Jungfrau ein,
Will eines Weibes Säugling sein,
Der große Herr der ganzen Welt,
Ein Würmlein auf die Erde fällt.

Ein armes Knäblein nackt und bloß,
So liegt er in Marias Schoß;
Der alle Sterne lenken kann,
Fleht eines Weibes Gnade an.

Der eh'r als Erd' und Himmel war,
Das Wort des Vaters rein und klar,
Spricht lieb und freundlich bei uns ein
Und will der Sünder Bruder sein.

So kommt die unermeßne Huld,
Zu tragen unsre schwere Schuld,
Die ewige Liebe steigt von Gott
Zu uns herab für Schmach und Spott.

Des solln wir alle fröhlich sein
Und singen mit den Engelein
Und singen mit der Hirten Schar:
Das ew'ge Heil wird offenbar.

Des solln wir alle fröhlich sein,
Daß Gott will unser Vater sein,
Und daß der süße Jesus Christ
Heut unser Bruder worden ist.

- Ernst Moritz Arndt

Tags: Gott , Jungfrau , Welt