Das Herz
Das Herz hat Gründe, die der Verstand nicht kennt.
Das Herz hat Gründe, die der Verstand nicht kennt.
Stünd ich mit dir auf Bergeshöh'
In dieser trüben Nacht,
Tief unten Todeseinsamkeit
Und droben Wolkenjagd!
Nur in den Schlünden schwatzte
Der Wind durch die Grabesruh,
Und droben in der wilden Nacht
Alleinzig ich und du! –
Ich wollte dich fest umschlingen
Und küssen aus Herzensgrund,
Und leben und vergehen
Tiefinnig Mund an Mund.
A.:
Freundchen, sage mir's doch auch,
Den Grund, den möcht ich kennen,
Warum wir nicht nach altem Brauch
Die Mädchen Jungfraun nennen!
B.:
Ist gar nicht mehr vonnöten!
Sie würden nur – erröten.
Die Erinnerung ist der sicherste Grund der Liebe.
Das Herz hat seine Gründe, von denen die Vernunft nichts weiß.
Im Grund sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.
Wer als Wein- und Weiberhasser
jedermann im Wege steht,
der esse Brot und trinke Wasser
bis er daran zugrunde geht.
Der Grund, warum Vögel fliegen können und wir nicht, ist der, dass sie voller Zuversicht sind, und wer zuversichtlich ist, dem wachsen Flügel.
Wenn Dir die Teufel alle fluchen,
Wenn Du vom Drang des Schmerzes matt,
Dann wirst Du jenen Heiland suchen,
Der in Dir selbst die Wohnung hat,
Und finden wirst in dunkler Stunde
Du Deines Lebens besten Schatz,
Hast Du bewahrt im Herzensgrunde
Nur einen unentweihten Platz!
Dann kommt die rechte Weihnachtsfeier;
Dann wirst Du recht die Welt versteh’n,
Und schmerzgeläutert, edler, freier
Als jemals durch das Leben geh’n,
Und, neugeboren aus den Sorgen,
Aus Gram und Not, aus Qual und Pein
Erkennst Du: in Dir selbst verborgen,
Da liegt der schönste Edelstein!