Wir saßen vor der Sonne
Wir saßen vor der Sonne
Geschützt im schattig Grünen;
Du hieltest in den Händen
Die Blüte der Jasminen.
Du schautest vor dir nieder
Stumm lächelnd auf die Steige;
Dann warfst du mir hinüber
Das blühende Gezweige.
Und fort warst du gesprungen –
Wie ist mir doch geschehen?
So lang hab ich die Blume
Statt deiner nur gesehen? –
Nun hab ich rückgesendet,
Die ich so lang besessen.
Du solltest an der welken
Die lange Zeit ermessen.
Nun blühen die Büsche wieder,
Es drängt sich Dolde an Dolde.
Ich will keine Blätter und Blumen,
Ich will dich selber, die Holde.
- Theodor Storm
Aus bloßen Blumen
Mit bloßen Reizen, leiblichen oder geistigen, in der Ehe zu fesseln hoffen, ohne das Herz und ohne die Vernunft, welche allein anknüpfen und festhalten, heißt, eine Blumenkette oder einen Blumenkranz aus bloßen Blumen ohne ihre Stängel machen zu wollen.
- Jean Paul
Bewahre die Liebe
Bewahre die Liebe in Deinem Herzen.
Ohne sie ist das Leben wie ein Garten ohne Sonne, aus dem die Blumen verschwunden sind.
- Oscar Wilde
Erste Liebe
Zarte, maiengrüne Liebe,
Denk‘ ich dein, wird mir das Auge feucht;
Bist wie eine weiße Taube,
Die man durch die Wälder scheucht.
Bist wie Heimatglocken süßer Morgensang,
Rein wie Paradieses erster Labetrank.
Duft von jener blauen Blume,
Welche Gott an seinem Busen trägt,
Altarbild, vor dem der Sünder
Seinen Blick zu Boden schlägt.
Bringst versteinte Herzen aus der kalten Ruh‘,
Bist nicht fortzulächeln, erste Liebe, du!
Keiner kann dich ganz vergessen,
Sternumsäumtes, zartes Morgenrot,
Ob uns auch das reiche Leben
Tausend goldene Sonnen bot.
Immer wirst du bleiben unser schönster Traum,
Holde, erste Blüte an des Lebens Baum!
- Johanna Ambrosius
Liebeszauber
Und willst und willst du mich nicht lieben,
O Maienzeit, o Süßigkeit,
Das soll und soll mich nicht betrüben,
O Maienzeit, o Bitterkeit;
Ich weiß das edle Kräutlein blühn,
Habmichlieb, das Kräutlein grün,
Kräutlein grün, Blümlein rot
Hilft bei Liebesnot.
Zur Liebe will ich dich bekehren,
O Maienzeit, o Süßigkeit,
Du kannst und kannst es mir nicht wehren,
O Maienzeit, o Bitterkeit;
Ich weiß das edle Kräutlein grün,
Habmichlieb, das Kräutlein grün,
Kräutlein grün, Blümlein rot
Hilft bei Liebesnot.
Und hab’ und hab’ ich es gefunden,
O Maienzeit, o Süßigkeit,
So bleibst und bleibst du mir verbunden,
O Maienzeit, o Bitterkeit;
Ich weiß das edle Kräutlein blühn,
Habmichlieb, das Kräutlein grün,
Kräutlein grün, Blümlein rot
Hilft bei Liebesnot.
- Hermann Löns
Auf H. Johann Friedrich Schröters Hochzeit
Heute sind der Götter Schaaren
außspatzieret allzumahl;
haben sich verfügt bey Paaren
in den weiten Sternen-Saal.
Pflocken Blumen, winden Kräntze,
Führen liebe Lobe-Täntze.
Venus hertzet ihren Buhlen.
Mars vertauscht den rohten Streit.
Zynthius die blassen Schulen,
mit der süßen Müßigkeit.
Pflocken Blumen, winden Kräntze,
Führen liebe Lobe-Täntze.
Zeres springt auff allen Reinen
mit der frohen Bauer-Welt,
ümm die Tennen, ümm die Scheunen,
ümm das abgethane Feldt.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
Führet liebe Lobe-Täntze.
Ihr auch, Götter und Göttinnen,
nur nicht ohne Sterbligkeit
lebet nach deß Himmels-sinnen,
dem ihr sonst gantz ähnlich seyd.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
Führet liebe Lobe-Täntze.
Hier steht richender Lavendel,
da gesunde Saturey.
Eißwig, Poley, Narde, Quendel,
Tausendschön und Allerley.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
Führet liebe Lobe-Täntze.
Müntze, Roßmarin, Zypressen,
Nelcken, Scharlach, Amaranth
bleiben gleichsfalls unvergessen,
und was noch nicht ist genannt.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
Führet liebe Lobe-Täntze.
Pflocket, windet ümm die Wette.
Alles soll von Farben seyn.
Führet auff ein Blumen-Bette,
legt die zwey verliebten drein.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
führet liebe Lobe-Täntze.
Legt sie drein. Pflockt, windet immer,
streuet auff das Liebe-Paar.
Tantzet ümm ihr bundtes Zimmer,
und ümmschrenckt sie gantz und gar.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
führet liebe Lobe-Täntze.
Lobe-Täntze so die Wercke
der Welt-mehrerinn vermehrn,
und deß großen Knabens stärcke,
den die Zyprus-bürger ehrn.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
führet liebe Lobe-Täntze.
Pflocket, windet, streuet, springet,
tantzet, jauchzet, was ihr könnt,
aller Himmel hats gedinget,
alle Welt ist so gesinnt.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
führet liebe Lobe-Täntze.
Biß der Gott der güldnen Gluten,
der die braunen Mohren brennt,
in die Hesperischen Fluten
freygelaßnes Zügels rennt.
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
führet liebe Lobe-Täntze.
Biß die silberne Diane
zu dem lichten Wagen kehrt,
und am plancken Himmels-plane
Ihr gestirntes Haupt empöhrt;
Pflocket Blumen, windet Kräntze,
führet liebe Lobe-Täntze.
Gleiches Glücke wartet Eurer,
geb’ es Gott noch dieses Jahr,
da man wird ümm neue Freyer,
hier und da, und dort ein Paar,
Blumen pflocken, Kräntze ziehren,
und so Lobe-Täntze führen.
- Paul Fleming
Auf Henriettens Geburtstag
Rosen und Nelkenblumen glänzet lichter,
Wann das beste der Mädchen euch besuchet,
Dank gen Himmel lächelt, und Wonnethränen
Auf euch herabweint.
Thränen des Danks, daß ihre Jugendtage
Gleich dem Säuseln des Mayn vorüberflohen,
Und den frohen Reigen ein neues ihrer
Jahre begonnen.
Schönstes der Mädchen! Spiel auf Veilchenauen,
Tanz im Nachtigallwäldchen sey dein Leben,
Gleich dem Lorbeer blühend, der deine finstre
Locke beschattet.
Rosen und Nelkenblumen glänzet lichter,
Gleicht Elysiums Blumen, wann sie meiner
Denkt, dann komm' ein Lüftchen, und flüstr' ihr tausend
Seufzer entgegen.
- Ludwig Christoph Heinrich Hölty
Schlagende Herzen
Über Wiesen und Felder ein Knabe ging,
Kling-klang schlug ihm das Herz,
Es glänzt ihm am Finger von Golde ein Ring,
Kling-klang schlug ihm das Herz.
"Oh Wiesen, oh Felder,
Wie seid ihr schön!
Oh Berge, oh Wälder,
Wie seid ihr schön!
Wie bist du gut, wie bist du schön,
Du goldene Sonne in Himmelshöh'n!"
Kling-klang schlug ihm das Herz.
Schnell eilte der Knabe mit fröhlichem Schritt,
Kling-klang schlug ihm das Herz,
Nahm manche lachende Blume mit,
Kling-klang schlug ihm das Herz.
"Ueber Wiesen und Felder
Weht Frühlingswind,
Ueber Berge und Wälder
Weht Frühlingswind.
Im Herzen mir innen weht Frühlingswind,
Der treibt zu Dir mich leise, lind!"
Kling-klang schlug ihm das Herz.
Zwischen Wiesen und Feldern ein Mädel stand,
Kling-klang schlug ihr das Herz,
Hielt über die Augen zum Schauen die Hand,
Kling-klang schlug ihr das Herz.
"Ueber Wiesen und Felder
Schnell kommt er her,
Ueber Berge und Wälder
Schnell kommt er her.
Zu mir, zu mir schnell kommt er her!
Oh wenn er bei mir nur, bei mir schon wär'!"
Kling-klang schlug ihr das Herz.
- Otto Julius Bierbaum
Ein paar Blumen
Ich habe heute ein paar Blumen nicht gepflückt, um dir ihr Leben zu schenken.
- Christian Morgenstern
Gold
Gold schenkt die Eitelkeit, der raue Stolz.
Die Freundschaft und die Liebe schenken Blumen.
- Franz Grillparzer
Nicht wie Mimosen
Ich möchte Freundschaften nicht wie Mimosen behandeln, sondern mit der striktesten Courage. Wenn sie etwas taugen, sind sie weder zerbrechliches Glas noch Eisblumen, sondern das solideste, was sich denken lässt.
- Ralph Waldo Emerson
Vaters Geburtstag
Schnell, schnell, Besen,
Feg die Stube rein
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Muss alles sauber sein!
Wisch, wisch, Lappen,
Über Stuhl und Schrank
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Sind sie blitzeblank!
Blüh, Blüh, Blume,
Blüh recht frisch
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Stehst du auf dem Tisch!
Herz, Herzmuttchen,
Schnell das neue Kleid
Bis Väterchen zum Kaffee kommt,
Ist nur noch wenig Zeit!
Tick, tick, Uhrchen,
Renn doch nicht so fix
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Mach ich meinen Knix!
Fertig, alles fertig,
Der Kuchen ist auch da
Der Kaffee kommt, der Vater kommt,
Mein Verschen kann ich ja:
"Heut ist Dein Geburtstag!"
- Paula Dehmel
Mutters Geburtstag
Leises Klopfen an der Türe:
Kann ich 'rein, Mama?
Frisch gewaschen, frisch gebügelt
steht Rumpumpel da.
Rosen in beiden Händchen;
wie der Kerl sich freut!
Kommt ans Bett, sagt: Guten Morgen,
Mutti Burtstag heut.
Vater putzt die große Stube,
die ist mächtig schön.
Lauter Blumen! Und die Torte!
Komm, zu Vati gehn!
- Paula Dehmel
Papas Geburtstag
Ist kein schönerer Tag doch
In der Welt so wie heut!
Und es hat unser Herze
Sich noch nie so gefreut.
Ja, wir freuen uns Alle
Heissa heissassa sa!
Denn es ist dein Geburtstag,
Lieber, guter Papa!
Und wir wanden dir Kränze,
Und wir flochten hinein
Unsre innigsten Wünsche
Für dein Wohl und Gedeih'n.
Sei so froh wie die Blumen,
Wie die Blätter so grün!
Mag für uns, deine Lieben,
Stets dein Leben so blüh'n!
- Hoffmann von Fallersleben
Blumengruß
Der Strauß, den ich gepflücket,
Grüße dich vieltausendmal!
Ich habe mich oft gebücket,
Ach, wohl eintausendmal,
Und ihn ans Herz gedrücket
Wie hunderttausendmal!
- Johann Wolfgang von Goethe
An Emma zum Geburtstag
Ich träumte von Schätzen die ganze Nacht,
Die ich dir wollte senden,
Und drüber bin ich aufgewacht
Mit leeren, leeren Händen.
Die Blumen schmücken dieses Jahr
Zwei Gräber deiner Lieben;
Die Blumen der Freude sind sogar,
Ich glaube, ausgeblieben.
Eins schleicht sich nach dem andern fort -
Und wären wir beständig?
Zuletzt bleibt noch ein Menschenwort
Am sichersten lebendig.
Mit solchem Worte denkt dein Mann
Dich baldigst zu begrüßen,
Und diesen Schatz legt er alsdann
Dir, lieber Schatz, zu Füßen.
- Georg Herwegh
Kleine Blumen
Kleine Blumen, kleine Lieder,
Heller Klang und bunte Pracht,
Blumen, die ich nicht gezogen,
Lieder, die ich nicht erdacht: –
Und ich selber hätte nichts,
Dir zu bringen, Dir zu danken,
Sollte heute, heute schweigen?
Ach, was mein war, die Gedanken,
Sind ja längst, schon längst Dein Eigen.
- Hugo von Hofmannsthal
Lachende Gesichter
Was der Sonnenschein für die Blumen ist, das sind lachende Gesichter für die Menschen.
- Joseph Addison
Sterne, Blumen, Augen
Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.
- Dante Alighieri
Die Augen der Kinder
Drei Dinge sind aus dem Paradies geblieben: die Sterne, die Blumen und die Augen der Kinder.
- Dante Alighieri
Sonnenstrahl
Das Licht, das aus deinen Augen scheint, ist uns, was der Sonnenstrahl der Blume ist.
-
Ohne Glauben
Was ist selbst der glücklichste Mensch ohne Glauben? Eine schöne Blume in einem Glase Wasser, ohne Wurzel und ohne Dauer.
- Ludwig Börne
Das Kind
Duftende Blüthen aus freundlicher Höh'
säuseln hernieder wie glänzender Schnee;
sieh, wie die Schwalbe mit silberner Brust
fliegt an dem Teiche voll spielender Lust!
Schon sind am Wege die Büsche belaubt,
Vögelchen singen, es summt mir ums Haupt
freundlich der Käfer, und dort durch das Grün
rauschte die bunte Libelle dahin.
Welche Gerüche! woher? O, gewiß
find' ich Violen; sie düften so süß!
Sieh, wie sie blühen! Geschwind, o! geschwind
Kränze, bekränze das fröhliche Kind!
- Sophie Mereau Brentano
Das Kind
Wär' ich ein Kind, ein Knäblein klein,
Ein armes, schwaches, geliebtes,
Daß die Mutter mich wiegte ein
Und süße Lieder mir sänge!
Blumen brächten die Sklavinnen auch,
Mit dem Wedel wehrten die Fliegen;
Aber Zillah, mich küssend, spräch':
»Gesegnet, mein süßes Knäbchen!«
- Annette von Droste-Hülshoff
Weihnachten
Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit,
und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
und das alte Lied von Gott und Christ
bebt durch Seelen und verkündet leise,
dass die kleinste Welt die größte ist.
- Joachim Ringelnatz
Wird es nun bald Ostern sein?
Wird es nun bald Ostern sein?
Kommt hervor, ihr Blümelein,
komm hervor, du grünes Gras
komm herbei, du Osterhas!
Komm doch bald und fehl mir nicht,
bring auch deine Eier mit.
-
Ein Ei in jedem Blumenkelche
Ein Ei in jedem Blumenkelche!
Seht, seht selbst hier, selbst dort sind welche!
Ermüdet leicht im Morgenschein
schlief Kurtchen auf der Wiese ein.
Die Glocken läuten bim, bam, baum,
und Kurtchen lächelt zart im Traum.
Di di didl dum dei,
wir tanzen mit unsern Hasen
umgefaßt, zwei und zwei,
auf schönen, grünen Rasen.
- Christian Morgenstern
Bei Überreichung eines Kranzes
Bin ich auch noch jung und klein,
Kann doch etwas sagen;
Will mich meiner Mama freu’n,
Ihr ein Kränzchen tragen.
Nimm die Blüten in die Hand,
Vater hat’s gebunden;
Blumen sind uns nah verwandt
In solch frohen Stunden.
Werd’ ich einst zur Schule geh’n:
Kann ich Verse schreiben;
Und ich will, Du sollst es seh’n,
Gut und artig bleiben.
- Die Festtage des Lebens 1856
Mit einem Blumenstrauß
Hüpfend bring’ ich einen Blumenkranz
und ein Herz voll Freude Dir entgegen;
nimm’s für Deinen mütterlichen Segen,
Mutter, nimm es ganz!
Lieb’ und Dank ist alles, was ich habe,
und dies alles bring’ ich jetzt als Gabe,
und mein Mütterchen verschmäht es nicht.
Dich zu lieben – o wie süße Pflicht! -
Unter allen Freuden wünsch’ ich diese mir allein,
stets Dein liebes, frommes Kind zu sein!
- Deklamationssaal 1853
Meine liebe Mutter
Meine liebe Mutter du,
ich will Dir Blumen schenken,
was ich Dir sagen will dazu,
das kannst du Dir schon denken.
Ich wünsch' Dir Glück und Fröhlichkeit,
die Sonne soll Dir lachen,
so gut ich kann und alle Zeit,
will ich Dir Freude machen.
Denn Muttertage, das ist wahr,
die gibt's an allen Tagen,
ich hab Dich lieb das ganze Jahr,
das möcht' ich Dir nur sagen!
- Ursula Wölfel