Sprüche, zitate & gedichte

Gedichte und Sprüche zum Thema: heimat

Gedenkst du noch?

Gedenkst du noch, wenn in der Frühlingsnacht
Aus unserm Kammerfenster wir hernieder
Zum Garten schauten, wo geheimnisvoll
Im Dunkel dufteten Jasmin und Flieder?
Der Sternenhimmel über uns so weit,
Und du so jung; unmerklich geht die Zeit.

Wie still die Luft! Des Regenpfeifers Schrei
Scholl klar herüber von dem Meeresstrande;
Und über unsrer Bäume Wipfel sahn
Wir schweigend in die dämmerigen Lande.
Nun wird es wieder Frühling um uns her,
Nur eine Heimat haben wir nicht mehr.

Nun horch ich oft, schlaflos in tiefer Nacht,
Ob nicht der Wind zur Rückfahrt möge wehen.
Wer in der Heimat erst sein Haus gebaut,
Der sollte nicht mehr in die Fremde gehen!
Nach drüben ist sein Auge stets gewandt:
Doch eines blieb – wir gehen Hand in Hand.

- Theodor Storm

Tags: Frühling , Garten , Heimat

Herd und Heimat

Und ob ihr mich von Herd und Heimat triebt
noch eh ich wußte, wie die Winde wehn,
und ob ihr mich von Herd und Heimat triebt,
ich muß im Fernen nicht im Fremden gehn
und muß nicht bang sein; mir kann nichts
geschehn seit ich begreife, wie mich alles liebt.

Ich hab das >Ich< verlernt und weiß nur: wir.
Mit der Geliebten wurde ich zu zwein;
und aus uns beiden in die Welt hinein
und über alles Wesen wuchs das Wir.

Und weil wir Alles sind, sind wir allein.

- Rainer Maria Rilke

Tags: Heimat , Welt

Im Herzen

Tief in mein stilles Herze
Bist du gezogen ein,
Sollst dort im Reich der Lieder
Die einz'ge Herrin sein.
Mein Lieb, nun sei zufrieden;
Was wolltest noch dazu?
Bist ja in deiner Heimat,
Du liebes Mädchen du!

- Johann Meyer

Tags: Heimat , Herz , Mädchen

An einem Geburtstag.

Meine Jahre läuten zu mir empor,
Ein unergründlicher, mystischer Chor.
Ich steh auf der Höhe. Ich lausche dem Läuten.
Wie soll ich die bunten Stimmen mir deuten?
... Sie läuten alle nach Hause, nach Haus:
Das hör ich aus jedem Tone heraus.

Und von drüben erwidert so friedevoll-leise
Eine wunderbare, versöhnende Weise,
Die Glocke der Heimat ... Nun tönt sie allein
Und läutet der Seele zum Himmel hinein.

- Karl Ernst Knodt

Tags: Heimat , Himmel , Jahre

Nach Hause kommen

Nach Hause kommen, das ist es,
was das Kind von Bethlehem allen schenken will,
die weinen, wachen und wandern auf dieser Erde.

- Friedrich von Bodelschwingh

Tags: Geschenk , Heimat , Kind

Das Herz so froh erschrocken

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenstille Herrlichkeit.

- Theodor Storm

Tags: Heimat , Herz

An Weihnachten nachhause kommen

... und ich werde an Weihnachten nachhause kommen.
Wir alle tun das oder sollten es tun.
Wir alle kommen heim oder sollten heimkommn.
Für eine kurze Rast, je länger desto besser,
um Ruhe aufzunehmen und zu geben.

- Charles Dickens

Tags: Heimat , Ruhe

Weihnacht in den Tropen

O Nordlandsschnee, o Nordlandseis,
Wie sehn' ich mich nach dir,
Hier, wo die Sonne flammenheiß
Versengt die Stirne mir!
Der Palmenhain im Morgenthau,
Die klare Tropennacht,
Des wolkenlosen Himmels Blau
Mein Herz nur traurig macht.

In Deutschland fern, am Heidehang
Weiß ich ein Häuschen klein,
Da weiht man heut' mit Sang und Klang
Das heil'ge Christfest ein.
Da draußen liegt die Welt im Traum,
So friedlich eingeschneit —
Doch drinnen unterm Tannenbaum
Herrscht Lust und Fröhlichkeit!

O wär' ich dort, wie könnt' ich froh
Im Kreis der Lieben sein,
Ich, der ich frevelnd ihm entfloh
Weit in die Welt hinein.
Des Südens Gluth und Farbenpracht
Wird nie zum Vaterhaus,
Und trostlos in der Tropennacht
Schau ich nach Norden aus.

Mir ist die Wimper thränenschwer,
Die Brust von Gram geschwellt;
Ich fühl's, mich trennen Tand und Meer
Von meiner wahren Welt!
O Nordlandseis, o Nordlandsschnee,
O Heimath eng und klein:
Der Sehnsucht heiß verzehrend Weh
Stillst du, nur du allein!

- August Freudenthal

Tags: Heimat , Sehnsucht , Sonne

Weihnacht (2)

1
Weihnacht, wunderbares Land,
Wo die grünen Tannen,
Sternenflimmernd rings entbrannt,
Jeden Pilger bannen!

Glücklich kindlicher Gesang
Schwebt um heilige Hügel,
Schwebt der Heimat Welt entlang,
Sehnsucht seine Flügel.

Friedestarken Geistes Macht
Sehnt sich, zu verbünden,
Über aller Niedertracht
Muß ein Licht sich zünden.

Lebens immergrüner Baum
Trägt der Liebe Krone –
Und ein milder Sternentraum
Küßt die starrste Zone.


2
Es klingt ein Lied aus alter Zeit
Wie Sternentraum so rein,
Von eines Kindleins Herrlichkeit
Und schlichter Hütte hellem Schein.

In eine Nacht von Wahn gebar,
Als sich die Zeit erfüllt,
Das Weib den Menschensohn, der klar
Den Widersinn der Welt enthüllt.

Sein Auge war so himmelstief,
Durchstrahlte Trug und List;
Der Lichtheld wuchs, sein Schicksal rief,
Am Kreuze hing der erste Christ.

Noch immer hängt der Mensch am Kreuz,
Noch immer jammern Fraun,
Dem Glockenklang des Weihgeläuts
Mischt sich des Wahnsinns Weh und Graun.

Der Geist, der stark mit Feuer tauft,
Wird immer noch geschmäht,
Noch wird verraten und verkauft,
Wer Saat der kühnen Liebe sät.

Noch sind so viele Augen blind,
Herrscht ungerecht Gericht –
Doch wieder ward die Wahrheit Kind,
Und langsam, langsam wächst ihr Licht.


3
Der Wanderer geht durch die weite Nacht,
Sein Sinn ist offen, sein Auge wacht.
Er lauscht in das schwangere Schweigen –
Die Sterne ziehen den Reigen.

Sie ziehen den Reigen vieltausend Jahr,
Die Welt ist dunkel, ihr Licht bleibt klar,
Sie sehen aus silbernen Höhen
Der Erde zuckende Wehen.

Der Wanderer horcht dem sausenden Sang
Frostblinkender Drähte meilenlang,
Sie singen von Sehnsucht und Hassen
Ringender Menschenmassen.

Sie singen von rastloser Forscher Mühn,
Von Geisterflammen, die läuternd glühn,
Von Krieg, Hosianna und Grausen
Heimlich sie singen und sausen.

Der Wanderer schaut ob Unglück und Glück
Auf seinen einsamen Pfad zurück.
Dann weilt auch der Hüter der Erde
Am nächsten feiernden Herde.

Er hebt ein Kindlein traut auf den Arm –
Wie wird der Atem der Welt ihm warm! –
Und rastet beim Lichterbaume,
Lächelnd wie tief im Traume . . .

- Karl Henckell

Tags: Heimat , Licht , Liebe

Weihnacht in Ajaccio

Reife Goldorangen fallen sahn wir heute, Myrte blühte,
Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne glühte.
Uns zu Häupten neben einem morschen Laube flog ein Falter -
Keine herbe Grenze scheidet Jugend hier und Alter.
Eh das welke Blatt verweht ist, wird die Knospe neu geboren -
Eine liebliche Verwirrung, schwebt der Zug der Horen.
Sprich, was träumen deine Blicke? Fehlt ein Winter dir, ein bleicher?
Teures Weib, du bist um einen lichten Frühling reicher!
Liebst du doch die langen Sonnen und die Kraft und Glut der Farben!
Und du sehnst dich nach der Heimat, wo sie längst erstarben?
Horch! durch paradieseswarme Lüfte tönen Weihnachtsglocken!
Sprich, was träumen deine Blicke? Von den weissen Flocken?

- Conrad Ferdinand Meyer

Tags: Frühling , Heimat , Sonne

Weihnacht im Süden

Ueber duft'gen Bergeslinien, gold'nen Feldern, grünen Wogen,
Blaut des Südens wolkenloser, weit gespannter Himmelsbogen.

Leuchtend steigen die Terrassen in der Sonne lichte Gluthen,
Und zum Strande drängen schäumend des Tyrrhenermeeres Fluthen.

Nah' an meiner Bank vorüber treibt ein Hirt die zott'ge Herde,
Mahnt mich an ein müdes, blasses, liebes Fleckchen Heimatherde.

Mahnt mich in dem Schönheitstaumel all der Töne, all der Farben,
An des Nordens keusche Blumen, die wohl lange, lange starben.

Während von Messinas Thürmen die metall'nen Stimmen locken,
Denk' ich an den zärtlich leisen Feierklang der Heimathglocken.

An des Nachbars nied're Hütte, d'rin der Meister schafft und hämmert,
Bis der frühe Winterabend störend ihm in's Stübchen dämmert.

Weihnacht ist's! Ich seh' die Tropfen rinnen von den kleinen Fenstern,
Hör' die Alte heimlich raunen von Verwunschnen und Gespenstern,

Hör' der Kinder athemloses: "Muhme ist's auch wahr?" dazwischen,
Spür' den Duft der Weihnachtsäpfel, die in heißer Röhre zischen.

Wenn es draußen Nacht geworden in dem stillen Spiel der Flöckchen,
Wird der Glanz der Weihnachtskerzen zittern über gold'ne Löckchen,

Kinderstimmen werden klingen voller Jubel, voll Verlangen -
Ueber meiner deutschen Heimath ist die Weihnacht aufgegangen.

- Anna Ritter

Tags: Heimat , Himmel , Sonne

Tausend Meilen weit

Und zögst du tausend Meilen weit
In alle Welt hinaus,
Und kommt die liebe Weihnachtszeit,
Du wollt'st, du wärst zu Haus!

- Friedrich Stoltze

Tags: Heimat , Welt

Die Nachtigall

Die Nachtigall, so süß sie singt,
Weckt Sehnsucht nicht so sehr,
Als wenn das Weihnachtsglöckchen klingt
Von deiner Heimath her.

- Friedrich Stoltze

Tags: Heimat , Sehnsucht