Sprüche, zitate & gedichte

Gedichte und Sprüche zum Thema: wahrheit

An Frau von Wreech - Geständnis

Durch Deine Huld, o Herrin, mög's mir verstattet sein,
In diese lautre Wahrheit Dich offen einzuweihn:
Seitdem ich Dich gesehen, dahin ist meine Ruh,
Durch Dich ist es geschehen, und dessen wert bist Du.
Mein Herz hat es erfahren, es traf zu gut der Pfeil,
Die Freiheit ist verloren, und Knechtschaft ist mein Teil.
Wiewohl mit jeder Stunde ich reife mehr zum Mann,
Sieht es die Welt als Schwäche und als verächtlich an.

Doch was als schwach sie tadelt, ich will es höher preisen
Als jene Herzen, fühllos wie Felsgestein und Eisen.
Und wenn man es auch Sünde und schlimmer nennen wollt',
Um Dich will ich sie tragen; denn Du bist allzu hold.
Ich fühle, daß ich selber nicht fähig bin, zu sagen,
Wie stürmisch meine Pulse für Dich allein nur schlagen.
Ein Glück, ein hohes, ist es, ein Unglück auch, zu lieben;
Bald macht die Liebe selig, bald muß sie uns betrüben.
Sei Du mein Schicksal! Reiß mich aus meiner Qual, der bangen!
Denn nur aus Deinen Händen will ich mein Los empfangen.
Dein Sklave will ich bleiben, in Deinen Banden schmachten
Und nie nach andrem Lose, nach andrem Titel trachten.

Sagt' ich zuviel? Dann setze Du meiner Kühnheit Schranken!
Ich hab' ja stillgeschwiegen, gefesselt die Gedanken,
In Anschaun ganz versunken, als ich Dich hier gesehn;
Du schienst mir eine Göttin – laß es mich Dir gestehn.
So nimm denn jetzt, o Herrin, ein Herz, das allzu zart
Und allzu ungeduldig nur der Erlaubnis harrt,
Dich oftmals zu begrüßen, Dir huldigend zu nahn,
Was noch zu dieser Stunde es zögernd nur getan.
Ich zähle die Minuten, ja jegliche Sekunde;
O, werde die Entscheidung mir bald aus Deinem Munde!
Dann will ich also handeln, wie Du es mir bestimmt.
Ich fürchte nur, mein Schicksal, es ist auf mich ergrimmt;
Doch mag es mir auch feindlich bereiten Not und Pein,
Trotz allem wirst Du sehen, ich kann auch standhaft sein.
Sollt' ich auch schlechte Botschaft jetzund von Dir empfangen.
Es muß am letzten Ende Geduld zum Sieg gelangen.

Zuviel schon, was ich sagte, von Leidenschaft verführt;
Ich fürchte sehr, ich habe Dich gründlich ennuyiert.
Doch glaube mir das Eine: von Dir erfüllt und rein,
Wird sich mein Herz nicht wandeln und stets das gleiche sein.

- Friedrich II. von Preußen

Wahrheit oder Fabel

Was auch als Wahrheit oder Fabel
in tausend Büchern dir erscheint,
das alles ist ein Turm zu Babel,
wenn es die Liebe nicht vereint.

- Johann Wolfgang von Goethe

Tags: Liebe , Wahrheit , Buch

Zweifle

Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifl', ob lügen kann die Wahrheit,
Nur an meiner Liebe nicht.

- William Shakespeare

Tags: Liebe , Sonne , Wahrheit

Geduldig und freundlich

Liebe ist geduldig und freundlich.
Sie kennt keinen Neid,
sie prahlt nicht
und schaut nicht auf andere herab.
Liebe ist nicht verletzend
und sie sucht nicht den eigenen Vorteil.
Sie lässt sich nicht reizen
und ist nicht nachtragend.
Sie freut sich nicht am Unrecht
sondern freut sich,
wenn die Wahrheit siegt.
Die Liebe ist bereit,
alles zu verzeihen.
Sie glaubt alles,
sie vertraut immer
und verliert niemals die Hoffnung.

- 1. Korinther 13,4-7

Tags: Liebe , Wahrheit , Neid

Für meine Söhne

Hehle nimmer mit der Wahrheit!
Bringt sie Leid, nicht bringt sie Reue;
Doch, weil Wahrheit eine Perle,
Wirf sie auch nicht vor die Säue.

Blüte edelsten Gemütes
Ist die Rücksicht; doch zuzeiten
Sind erfrischend wie Gewitter
Goldne Rücksichtslosigkeiten.

Wackrer heimatlicher Grobheit
Setze deine Stirn entgegen;
Artigen Leutseligkeiten
Gehe schweigend aus den Wegen.

Wo zum Weib du nicht die Tochter
Wagen würdest zu begehren,
Halte dich zu wert, um gastlich
In dem Hause zu verkehren.

Was du immer kannst, zu werden,
Arbeit scheue nicht und Wachen;
Aber hüte deine Seele
Vor dem Karrieremachen.

Wenn der Pöbel aller Sorte
Tanzet um die goldnen Kälber,
Halte fest: du hast vom Leben
Doch am Ende nur dich selber.

- Theodor Storm

Tags: Wahrheit , Leid , Arbeit

Zum Geburtstage, mit einem Hut

Antoinette! Antoinette!
Aus dem Bette, aus dem Bette!
Hör' mein Singen, hör' mein Pfeifen,
Sieh die hellen lichten Streifen!
Auf, erwache! denn im Nacken sitzet
Dir ein Schelm, der Pfeile spitzet,
Und es ruft zu aller Ohren,
Dass du heute wardst geboren.

Antoinette! Antoinette!
Wenn ich hätte eine Kette,
Würde ich dein Zünglein legen
In die Kette, denn verwegen
Bist du in dem Wahrheitsagen!
Heut will ich dir Wahrheit sagen!
Klingen dir nicht schon die Ohren
Links und rechts? Es geh' dir nichts verloren!

Antoinette! Antoinette!
Ach ich wette, ach ich wette,
Dass du wirst den Trotz bereuen!
Denn der Schelm in deinem Nacken
Wird dich selber endlich zwacken,
Und du wirst vergebens dräuen,
Diesen Tag hat er sich recht erkoren,
Weil du heute wardst geboren.

Antoinette! Antoinette!
Sieh, ich rette, sieh, ich rette
Dich durch diesen Hut von Fortunaten,
Der dich unsichtbar kann machen.
Sei auf deiner Hut nicht stets zu lachen,
Hör' was Andre sagen, muss ich raten!
Manches kleidet dich vor Toren,
Denke, dass kein Jahr für dich verloren.

Antoinette! Antoinette!
Wie so nette, wie so nette
Könnt' ich dir was Schönes sagen!
Doch ich will dich mir verstecken
In dem Hut um dich zu necken,
Denn sonst würde ich's nicht wagen;
Furcht vor Augen oder Ohren, –
Schone meiner, weil du heut geboren!

(An Antoinette Schw., 1807. )

- Achim von Arnim

Tags: Auge , Wahrheit

Auf Mademoiselle R. R. Geburts-Tag

Ganz unvergleichlichs Kind, du klein geratnes Schmutzgen,
Geschwänzter Wackel-A..., recht zartes Schniegelputzgen,
Der Wahrheit Missgeburt, der Lügen Siegellack,
Der Zierat krummer Zwerg, der Moden Schlumpersack,
Der Schönheit Pavian, galanter Jungfern Eule,
Der Wirtschaft Pudelhund, der Kunst papierne Säule,
Du Bär der Freundlichkeit, der Sanftmut Drachen-Kopf,
Der Faulheit Blasebalg, des Fleißes Pinkel-Topf,
Rakete meiner Lust, Nachtstühlgen meiner Schmerzen,
Des Hautzens Zug-Magnet, du saftges Ziel zum Herzen,
Du appetitliches und reines Gerber-Schwein,
Der Anmut Vomitiv, Clistier der Liebes-Pein,
Ambrierter Wiedehopf, du machst mich itzund rege,
Dass ich alsbald die Hand an meine Feder lege,
Die Verse fließen schon wie fetter Gassen-D...,
Es nimmt mir dieser Trieb den Schwall der Grillen weg.
Denn ich bin, glaub es mir, durch Mark und Bein entzücket,
Dass du dies heutge Fest in gutem Flor erblicket,
Weil es der Wunder-Tag, du netter Kielkroff, ist,
Da dich der Mutter Mund zu allererst geküsst.
Wohlan, ich wünsche dir der Männer Liebes-Blicke,
Ein Königsteiner Fass voll angenehmes Glücke,
Mehr Thaler, als man Stein auf allen Straßen findt,
Mehr Stücken Louis d'Or, als Flöh auf Hunden sind,
Mehr diamantnen Schmuck, als Musikanten pfeifen,
Mehr Lust, als immerdar die bösen Weiber keifen,
Mehr Wohlsein, als dein Maul geschwinde Lügen spricht,
So fehlet dir kein Gut, Ruh und Vergnügen nicht.

- Celander

Der Klügere gibt nach

Der Klügere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit.
Sie begründet die Vielherrschaft der Dummen.

- Marie von Ebner-Eschenbach

Tags: Wahrheit

Verminderung der Bedürfnisse

Verminderung der Bedürfnisse sollte wohl das sein, was man der Jugend durchaus einzuschärfen und worin man sie zu stärken suchen müsste. Je weniger Bedürfnisse, desto glücklicher, ist eine alte, aber sehr verkannte Wahrheit.

- Georg Christoph Lichtenberg

Tags: Glück , Jugend , Wahrheit

Der Stern der Weihnacht

Es naht das Jahr sich seinem Ende,
Von unserm Leben war's ein Stück.
Wir falten sinnend unsre Hände
Und senden einen Blick zurück.

Da stehn sie auf, die goldnen Sterne,
Die uns im Jahreslauf gestrahlt;
In denen Phantasie so gerne
Sich eine Welt voll Glück gemalt;

Wo jedem ward nach Wunsch beschieden:
Gesundheit, Reichtum, Ruhm und Ehr,
Und Liebe, Freude, Seelenfrieden
Und was der Schätze sind noch mehr.

Nicht alles konnten wir erlangen,
Wir danken Gott, hat er's gewollt,
Daß von der Sterne lichtem Prangen
Uns blieb ein Körnlein echtes Gold.

Manch' schönen Stern verlockend winken
Sahn wir von ferne, aber jäh'
Als Irrlicht in den Sumpf versinken,
Gelaugten wir in seine Näh'.

Auch manchen gab's, den wir erkoren,
Als unsers Strebens höchstes Ziel,
Und der, nachdem sein Glanz verloren,
Als toter Stein zur Erde fiel.

Ein andrer, als wir ausgestrecket,
Ihn zu erfassen, unsre Hand,
Hat sich im Nebelmeer verstecket
Und hinter dunkler Wolkenwand.

Noch viele sind vorbeigezogen,
Verschwindend in Unendlichkeit;
So hat nns Jahr für Jahr betrogen
Der Erdensterne Herrlichkeit.

Doch ob von unfern Hoffnungssternen
Der letzte zu versinken droht,
Ob er entrückt in weite Fernen,
Wir zagen nicht, es hat nicht Not.

Es giebt noch einen Stern voll Klarheit,
Der jede Erdennacht durchbricht,
Sein Träger ist die ew'ge Wahrheit,
Sein Feuer ist das ew'ge Licht.

Er strahlt mit seinem Glanzgefunkel,
In jede Hütte, jedes Herz,
Durch Sündennacht und Erdendunkel
Und mildert Sorge, Leid und Schmerz.

Der Stern, der jede Seel' erfreuet,
Daß sie auf's neue hoffen lern',
Der Himmelsgold zur Erde streuet;
Es ist der Weihnacht heller Stern.

Der Stern, der einst das Heil verkündet,
Wird ungetrübt uns jedes Jahr
Als Flammenzeichen angezündet
Der Liebe, die unwandelbar.

- Stine Andresen

Tags: Leben , Stern , Wahrheit

Zur heiligen Weihnacht

Es strebte aus der Nacht des Lebens
Die Menschheit stets nach Glück und Licht,
Doch suchte sie den Weg vergebens
Jahrtausende und fand ihn nicht.

Da ließ den Friedensgruß erschallen
Durch Engelsmund das Christuskind,
Es bot den wahren Frieden allen,
Die eines guten Willens sind.

Es nahm auf sich der Menschheit Bürde
Und gab des reinen Herzens Glück,
Es gab dem Weibe seine Würde,
Dem Sklaven gab es sie zurück.

O, lasst uns dieses Kindlein preisen,
Das uns versöhnte mit dem Grab,
Das uns das große Ziel der Weisen,
Den Frieden und die Wahrheit, gab.

Ihr Mütter, eilt im Geist zur Krippe,
In der das Kindlein Jesu lag,
Und betet nicht bloß mit der Lippe,
Nein, mit dem Herzen betet nach:

"O Jesu, segne mein Bestreben
Für meine Kinder, dass ich sie,
Die Du für Dich mir hast gegeben,
Für Deinen Himmel auch erzieh’!

Lass mich sie lehren, Dir zu dienen,
Steh Du mir auch, Maria, bei,
Damit ein jedes unter ihnen
Dem Kinde Jesu ähnlich sei!"

Heil euch, ihr Mütter, Heil am Tage
Der Rechenschaft, wenn jede dann
Auf ihres Richters ernste Frage
Mit frohem Herzen sagen kann:

"Die Kinder, Herr, die ich geboren,
Ich führte sie zum Heil, zum Glück,
Ich habe keines Dir verloren,
Ich geb’ sie Dir, mein Gott, zurück!"

- Adolf Kolping

Tags: Frieden , Glück , Wahrheit