Sprüche, zitate & gedichte

Gedichte und Sprüche zum Thema: herbst

Goldene Hochzeit

Er:
Was hat mir Frieden gebracht,
Mein Leben eingehürdet?
Was hat mich froh gemacht,
Mein Herz unrastentbürdet?
Was hat meinen Herbst, meinen harten Herbst
Zu hellem Lenz gelichtet?
Was hat meines Lebens keuchenden Kampf
Zum leisen Lied gedichtet?
Das hat dein hold reich Herz gethan
Und deine süßen Augen, die
Mein Leben übersonnten.
Sieh, sieh mich mit den Augen an,
Die solche Wunder konnten!

Sie:
Was hat mich stolz gemacht,
Meinem Leben Stand gegeben?
Daß ich bei Tag und Nacht
Für dich, dich durfte Leben!
Was hat mein Herz, mein ängstliches Herz
Mit fröhlicher Kraft umschmeidet?
Was hat mich alte, schwache Frau
Bis heute froh begleitet?
Das thaten die starken Hände dein
Und deine guten Augen, die
Aus Liebe stumm mir dankten.
Schließ mich in deine Arme ein,
Die mich mit Glück umrankten!

Beide:
Es kommt die Nacht, es nahet an
Mit leisem Schritt der bleiche Mann,
Der Keinen je vergißt.
Wir nehmen beid ihn an der Hand:
Führ uns, oh Tod, in jenes Land,
Wo unsres Kindes Seele ist.

- Otto Julius Bierbaum

Tags: Frieden , Liebe , Herbst

Auff Herrn Joachim Spechts vornehmen Medici vnd Philosophi Hochzeit

In dem der Sternen-Printz von vns begint zu weichen/
Mits So iers warmer Lufft/ in dem das grüne Kleid
Den Wiesen durch den Frost des Herbsts wird abgemeyt/
Vnd von dem Scorpion die matten Bäum erbleichen;
Fangt auch der Vögel-Schar an in Ihr Nest zuschleichen/
Drumb schawt auch vnser Specht sich v i zu dieser zeit;
In welchem Ort Er doch des Winters Grimmigkeit
Entgeh/ vnd ob ein Nest vor Ihn sey zu erreichen/
In dem Er also sucht/ zeigt ihm Cupido an
Ein Ort/ in dem Er sich gar sicher trawen kan/
Drauff ist Er/ Jungfraw Braut/ in Ewre Arm geflogen/
Bey den Er voll von Lust Ihm seinen Sitz erkiest/
Vñ weil Er ewrer Lieb gar hoch versichert ist/
Wird mancher junger Specht drin werden aufferzogen.

- Andreas Gryphius

Tags: Braut , Winter , Herbst

Zu einer Hochzeit

Knisternd schon die Blätter fallen,
Herbstlich wird's im Nord;
Durch des Waldes kahle Hallen
Klingt des Abschieds Wort.
Darum kehrt man ein zu Hause
In der Heimstatt Herzensklause,
Hegt im Schutz der warmen Räume
Seine Freiluftträume.

Die ihr euch erwählt zum Paare,
Eins fortan zu sein,
Mit des Lenzes Kranz im Haare
Zieht ins Haus ihr ein.
Ob auch des Oktobers Decke
Neblig übers Land sich strecke, –
Hier sei Blühen und Gedeihen
In des Lebens Maien!

Das heißt Lebenskunst verstehen
Auf die rechte Art:
Daß ihr, was auch mög' geschehen,
Jung das Herz bewahrt,
Noch im Herbstessonnenstrahle
Eures Frühlings Ideale
Glanzvoll, keck als Banner schwingend,
So den Sieg erringend!

Dies ist des Zusammenlebens
Schönste goldne Frucht.
Alle Klugheit forscht vergebens,
Wie sie späht und sucht;
Doch was tief verborgen deuchte,
Offenbart der Liebe Leuchte.
Hütet treulich denn zusammen
Ihre heiligen Flammen!

Dieses Lebenslicht mögt stellen
Ihr auf den Altar;
Sorgennächte zu erhellen,
Schein' es mild und klar.
Wenn dann bei des Herbstwinds Wehen
Rückwärts eure Blicke sehen, –
Schaut verklärt von diesem Schimmer
Euren Lenz noch immer!

- Henrik Ibsen

Tags: Haus , Liebe , Herbst

Die Tage kommen, die Tage gehn

Die Tage kommen, die Tage gehn,
der schönste Tag hat kein Bestehn,
ob Lenz und Sommer schmückt die Welt,
rasch kommt der Herbst ins Stoppelfeld,
es saust, es schneit, es friert; doch dann -
das Christkind zündet die Lichter an!

- Hermann Kletke

Tags: Sommer , Welt , Herbst