Die zwei Parallelen
Es gingen zwei Parallelen
ins Endlose hinaus,
zwei kerzengerade Seelen
und aus solidem Haus.
Sie wollten sich nicht schneiden
bis an ihr seliges Grab:
Das war nun einmal der beiden
geheimer Stolz und Stab.
Doch als sie zehn Lichtjahre
gewandert neben sich hin,
da wards dem einsamen Paare
nicht irdisch mehr zu Sinn.
Warn sie noch Parallelen?
Sie wußtens selber nicht, –
sie flossen nur wie zwei Seelen
zusammen durch ewiges Licht.
Das ewige Licht durchdrang sie,
da wurden sie eins in ihm;
die Ewigkeit verschlang sie
als wie zwei Seraphim.
- Christian Morgenstern
Nicht für die Zeit
Nicht für die Zeit wollen wir arbeiten, sondern für die Ewigkeit.
- Friedrich von Bodelschwingh der Ältere
Was ewig ist
Was ewig ist, ist kreisförmig, und was kreisförmig ist, ist ewig.
- Aristoteles
Auf Herrn Ephraim Herrmans Hochzeit
Bisher bist du/ mein Freund/ ein Mann der jungen Heere/
Die du durch tappfre Zucht/ der Tugend Kunst und Schweiß/
Führst zu der Ewigkeit und theurer Künste Preiß/
Daß sie die rauhe Nacht der Thorheit nicht beschwere.
Schau was der Himmel dir vor Nahmen nicht beschere?
Jtzt wirst du Herr und Mann/ den treu-gesinnten Fleiß
Bekräntzt auf diesem Zug ein werthes Myrthen-Reiß/
Und bringt was deine Müh in lauter Lust verkehre.
Was wünsch ich dir? Sey Herr und Mann/
Thu was ein Herr Mann soll und kan/
Vermehr ein junges Heer mit noch mehr kleinen Heeren.
Diß sucht die Kirch/ ein Fürsten Wohnhof sieht
Nach diesem Zweck/ durch den das Land auffblüht:
Bedencke welche/ was/ wieviel von dir begehren.
- Andreas Gryphius
Hochzeit-Wuntsch
Liebe, Friede, Segen, Glücke
Sey euch, weil ihr selbsten seyd,
Biß daß euch empor entzücke
Sterbligkeit zur Ewigkeit.
- Friedrich von Logau
Psyche an Amor
Wo schwand er hin, der seligste der Träume,
das höchste Ziel der innigsten Begier?
Die Sehnsucht schwingt sich in des Äthers Räume;
doch, ach! verbannt, gefesselt schmacht' ich hier!
Es wär' auf ewig mir dahin geschwunden
das Land der Himmlischen, der Ätherhain
der Harmonie? Hienieden festgebunden,
blieb' eine Ewigkeit dies Herz allein?
Einst, als ich unter Blumen hier erwachte,
umleuchtet von der Hoffnung mildem Stern,
bewegt der neuen Welt entgegen lachte,
schien Amor, der Geliebte, mir nicht fern.
Du athmetest in milden Frühlingslüften;
dein Auge sprach im Sternenglanz zu mir,
und jeder süße Ton in Thal und Lüften
war mir ein holder Liebeslaut von dir.
Bald schwand der schöne Wahn, wie Nebelsterne
in dunkeln Nächten, und mein Herz blieb leer,
und brennend flog die Sehnsucht in die Ferne,
und ahndete dich über Berg und Meer.
Da trat ein holdes Wesen mir entgegen,
voll Himmels-Ahndung; eine neue Lust
durchflog mein Herz mit ungewohnten Schlägen,
und süßes Weh durchschauerte die Brust.
Ich fühlte unsrer Liebe Seligkeiten,
wie Himmelslüfte, freundlich um mich wehn;
verloren in der Ahndung Trunkenheiten,
vermeint' ich dich, mein Ideal, zu sehn.
Der Welt entrückt, im seligsten Entzücken,
vermißt' ich deinen Himmel selbst nicht mehr;
Verklärung strahlte aus des Lieblings Blicken,
und Ätherrosen blühten um mich her.
Doch, ach! der Unbestand der Menschenherzen
erträgt es nicht, das allzuhohe Glück!
Zur Asche brannten die geweihten Kerzen:
die Liebe wich; die Sehnsucht blieb zurück.
Und wiederum für neue Qual geboren,
die Freude hassend, mit mir selbst entzweit,
durchflog die Welt mein Wunsch - was ich verloren,
ersetzte keine Erdenseligkeit.
Du warst es, du, dem beym Genuß des Schönen,
im innigsten Zusammenklang,
bey jeder Kunst, gelehrt von Göttersöhnen,
sich meine Seele froh entgegen schwang.
Dem in des Mitgefühles leisen Wogen,
in Freundesblick voll zarter Sympathie,
die reinen Triebe frey entgegenflogen;
doch ganz befriedigt ward die Sehnsucht nie.
Und nimmer schweigt das liebende Verlangen,
dich wiederum in der Vollkommenheit
unwandelbarem Schimmer zu umfangen,
wie einst in jenem Traum voll Seligkeit.
Du, Himmlischer! den keine Worte nennen,
der Ahndung zarten Sinnen nur bekannt!
soll ewig ungestillt die Sehnsucht brennen?
bleibt stets von dir die Liebende verbannt?
Wer naht mir hier? von mildem Sternenglanze
- ein überirdisch Wesen - sanft erfüllt,
die Fackel still gesenkt, und im Zypressenkranze
die göttlich reine Stirn halb eingehüllt.
Es winkt mir hin nach jenen dunkeln Gründen,
ein wunderbarer Schauer faßt mich - ach!
ich folge - soll ich dort die Ruhe finden? -
vertrauungsvoll dem stillen Engel nach!
Doch leise regt er jetzt die düstern Schwingen,
und rings aus ihnen sproßt ein milder Glanz
wie Morgenroth, und Ätherrosen dringen
aus dem erheiterten Zypressenkranz.
Er ist es, Er, der Göttliche! auf immer
nun wieder mein! und neue Wonne füllt
das Herz! - So wird beym letzten Lebensschimmer
die Sehnsucht, die unendliche, gestillt?
Wir schweben auf in reinere Gefilde;
der Erd' entrückt, von keinem Wunsch getrübt,
umfängt mich jenes Äthers Frühlingsmilde,
und ich bin ewig liebend und geliebt!
- Sophie Mereau Brentano
Zeit ist
Zeit ist...
Zu langsam für jene, die warten,
Zu schnell für jene, die fürchten,
Zu lang für jene, die trauern,
Zu kurz für jene, die jubeln,
Doch für jene die lieben
Bedeutet Zeit die Ewigkeit.
- Henry van Dyke
Punkt der Ewigkeit
Die ganze gegenwärtige Zeit ist ein Punkt der Ewigkeit.
- Mark Aurel
Von Ewigkeit her
Was dir auch zustößt,
es war dir von Ewigkeit her vorbestimmt.
- Mark Aurel
Wie schnell
Wie schnell wird die Ewigkeit alles bedecken,
und wie viel hat sie schon bedeckt!
- Mark Aurel
Mein sind die Jahre nicht
Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen.
Mein sind die Jahre nicht,
die etwa möchten kommen.
Der Augenblick ist mein,
und nehm ich den in Acht,
so ist der mein, der Jahr
und Ewigkeit gemacht.
- Andreas Gryphius
An Gretchen
Zum Geburtstag, 10. Juni 1868. Mit der Abbildung eines sogenannten ewigen Kalenders
Dieses ist mein permanenter
Oder ewiger Kalender,
Den ich heute lang beschaut
Und mich sehr daran erbaut.
Kunstreich ausgedachter Weise
Zeiget er der Monden Kreise,
Sonnenauf- und Untergänge,
Dazu Nacht- und Tageslänge.
Und bei jener goldnen Zehn
Blieb ich lang mit hundert Fragen
An die Zukunft stille stehn;
Doch am Ende konnt ich mir
Selber nur dies eine sagen:
Wie ein Pfeil entfleucht die Zeit,
Immer wechselt Lust und Leid,
Liebe währt in Ewigkeit.
- Eduard Mörike
Am Jubel-Fest des Vaters.
Wohl flieht im raschen Flug,
Eilend wie Wolken-Zug,
Des Menschen Zeit;
Doch lässt ihr Fittig-Schlag,
Vom edeln Lebens-Tag,
Bleibende Spuren nach,
Für Ewigkeit!
Ihm, dem das All entstammt,
Dem Geister-Leben flammt,
Das Licht-Meer glüht,
Ihm dient auch seine Zeit,
Oft wohl in Müh‘ und Leid,
Das Kind der Sterblichkeit,
Der Erde Sohn!
Aber sein Auge sieht,
Was seine Kinder müht,
Und er vergilt!
Ehre wird edeln Fleiß,
Rühmlichen Taten Preis,
Und dem verdienten Greis
Achtung und Dank!
Heil Dir im Silber-Haar,
Vater, den fünfzig Jahr
Wirkend gesehn!
Segen, mit Dank vereint,
Ruft, da dein Abend scheint,
Gottes und Menschen Freund,
Liebend Dir: Heil!
- Siegfried August Mahlmann
Mit Kindern
Mit Kindern vergehen die Jahre wie im Fluge, doch Augenblicke werden zu Ewigkeiten.
- Redewendung
Wahres Leben
Wahres Leben ist ein Lauschen des Herzens auf die Klänge der Ewigkeit.
- Friedrich von Bodelschwingh
Wie oft Gott zu danken sei
Wieviel Sand in dem Meer,
Wieviel Sterne oben her,
Wieviel Tiefer in der Welt,
Weiveil Heller unterm Geld,
In den Adern wieviel Blut,
In dem Feuer wieviel Glut,
Wieviel Blätter in den Wäldern,
Wieviel Gräser auf den Feldern,
In den Hecken wieviel Dörner,
Auf dem Acker wieviel Körner,
Auf den Wiesen wieviel Klee,
Wieviel Stäublein in der Höh,
In den Flüssen wieviel Fischlein,
In dem Meere wieviel Müschlein,
Wieviel Tropfen in der See,
Wieviel Flocken in dem Schnee,
So viel lebendig weit und breit,
So oft und viel sei Gott Dank in Ewigkeit.
Amen.
- Des Knaben Wunderhorn
Nichts Schöneres
Ich würde nichts Schöneres kennen, als in Ewigkeit weiter lernen zu dürfen.
- Christian Morgenstern
Lichtstrahlen des Himmels
Kinder sind nicht nur freundliche Lichtstrahlen des Himmels, sondern auch ernste Fragen aus der Ewigkeit.
- Friedrich Schleiermacher
Der kleinste Erdenmensch
Der kleinste Erdenmensch, ein Sohn der Ewigkeit, besiegt in immer neuen Leben den alten Tod.
- Rudolf Steiner
Blüh denn, leuchte goldner Baum
Blüh denn, leuchte goldner Baum!
Erdentraum und Himmelstraum,
blüh' und leucht' in Ewigkeit
durch die arme Zeitlichkeit.
- Ernst Moritz Arndt
Aus tausend Traurigkeiten
Aus tausend Traurigkeiten zur Krippe gehn wir still,
das Kind der Ewigkeiten uns alle trösten will.
- Friedrich von Bodenstedt
Die Liebe der Mutter
Die Liebe der Mutter zu ihren Kindern ist eine Brücke zu allem Guten: im Leben und in der Ewigkeit.
- Aus der Türkei